Zahlen der Stadt: Wo in München die AfD-Wähler herkommen

Eine erste Analyse der Stadt zeigt erstaunliche Bewegungen unter den Wahlberechtigten. Wer profitierte – und wer nicht.
von  Jan Krattiger
Gebannt schauen die Grünen auf den Bildschirm, auf dem erste Hochrechnungen gezeigt werden.
Gebannt schauen die Grünen auf den Bildschirm, auf dem erste Hochrechnungen gezeigt werden. © Daniel von Loeper

München - Eine detaillierte Analyse der Wählerwanderung in München durch die LMU zeigt die Bewegungen zwischen den Parteien. Die Analyse der LMU basiert auf statistischen Daten zu den Zweitstimmenergebnissen, nicht auf Umfragen am Wahltag. 

Die wichtigsten Erkenntnisse für München:

CSU mit starker Stammwählerschaft

Die CSU, also der Wahlsieger in München mit 29,4 Prozent der Zweitstimmen (229.292 insgesamt), hat 49.100 Stimmen von ehemaligen FDP-Wählern bekommen. Das ist mit Abstand der größte Wechsel innerhalb der Parteien in München. 5600 Stimmen kamen von der SPD, verloren hat die CSU 4100 Stimmen an die AfD.

CSU-Anhänger reagieren nach Bekanntgabe der ersten Prognosen bei der Wahlparty der CSU in der CSU-Landesleitung.
CSU-Anhänger reagieren nach Bekanntgabe der ersten Prognosen bei der Wahlparty der CSU in der CSU-Landesleitung. © dpa/Lukas Barth

Laut der ersten Analyse hat die CSU eine Stammwählerschaft von 70,4 Prozent, 27,3 Prozent sind Wechselwähler und 2,3 Prozent Münchner, die vorher nicht gewählt haben. 

FDP: Massive Abwanderung zur CSU

Die FDP hat mit 49.100 die meisten Stimmen an andere Parteien verloren, nämlich an die CSU. Insgesamt hat sie rund 53.900 Stimmen verloren – das sind mehr als sie insgesamt gemacht hat, nämlich 47.764 (6,1 Prozent insgesamt). 

Die Münchner Liberalen haben lediglich einen Anteil von Stammwählern von 41,1 Prozent. Fast 60 Prozent haben gewechselt oder nicht gewählt.

Die Linke mobilisiert viele Nichtwähler

Die Linke hat mit 20.500 die meisten Nichtwähler mobilisieren können – und 10.300 Wählerstimmen von den Grünen sind zu ihnen gewandert. Die Linke hat 8,9 Prozent der Zweitstimmen geholt (69.422 insgesamt). Die Partei hat damit rund 39.200 Stimmen mehr gemacht als 2021.

Grüne verlieren an die Linke

Die Grünen haben 10.300 Stimmen an die Linke verloren, fast so viele, wie sie insgesamt weniger gemacht haben als 2021 (rund 10.400). Mit einem Zweitstimmenanteil von 23,5 Prozent (183.406 insgesamt) haben die Grünen in München das zweitbeste Resultat erzielt. 

Gebannt schauen die Grünen auf den Bildschirm, auf dem erste Hochrechnungen gezeigt werden.
Gebannt schauen die Grünen auf den Bildschirm, auf dem erste Hochrechnungen gezeigt werden. © Daniel von Loeper

Die Partei hat mit 94,7 Prozent Anteil an Stammwählern kaum Wechsel- oder Nichtwähler mobilisieren können. Lediglich 4,4 Prozent der Stimmenanteile sind von Münchnern, die zuvor andere Parteien gewählt haben. 

SPD verliert die meisten Stimmen an die AfD

Die SPD hat 9900 Stimmen an die AfD verloren – insgesamt haben die Sozialdemokraten 21.000 Stimmen an andere Parteien verloren (5600 an die CSU, 3900 an Die Linke). Profitiert hat die SPD lediglich von rund 500 Stimmen von der FDP. 

Wie bei den Grünen ist auch bei der SPD der Anteil an Stammwählern mit 92,9 Prozent sehr hoch. Lediglich 5,6 Prozent sind Wechselwähler und 1,5 Prozent Nichtwähler. Ebenfalls interessant laut der städtischen Statistik: 1,6 Prozent der ehemaligen SPD-Wähler haben 2025 nicht gewählt.

AfD profitiert von Kleinstparteien, Nichtwählern – und der SPD

Am meisten hat die AfD von den sogenannten "Sonstigen" profitiert, also von Wählern, die zuvor Kleinstparteien gewählt haben. 11.800 Stimmen konnte die Partei da dazugewinnen. Auch die vorherigen Nichtwähler wanderten zur AfD: Sie konnte 11.800 Münchner dazu bewegen, ihr die Zweitstimme zu geben.

Der drittgrößte Anteil an neuen AfD-Wählern überrascht: 9900 Stimmen der SPD sind nämlich zur AfD gewandert. Dazu kommen noch rund 4100, die vorher CSU gewählt haben, rund 1000 von der FDP und 600 von den Grünen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.