Wunschpräsente ausverkauft: Der Münchner Weihnachts-Engpass

München - Menschentrauben in den Eingangstüren, auf den Rolltreppen, auf allen Shopping-Stockwerken. Wie nah Weihnachten schon rückt, das hat sich letzten Samstag schon an der Einkäuferdichte in der Münchner Innenstadt ablesen lassen, trotz ungemütlichen Schmuddelwetters. Noch ungemütlicher: In einigen Regalen klaffen unschöne Löcher.
Spielekonsolen? Holzeisenbahnen? Hochwertige Mobiltelefone, Tablets, Laptops? Spülmaschinen? Schwer, zum Teil aktuell auch gar nicht zu kriegen ohne mehrere Wartewochen. Im Internet bestellen macht nichts besser, auch bei den Onlinehändlern stauen sich die Vorbestellerlisten.
Playstation als Geschenk wird heuer nix
Denn die Lieferschwierigkeiten, die sich schon übers Jahr in vielen Bereichen angebahnt haben, schlagen noch immer durch. Großes Schulterzucken etwa bei einem Elektronikriesen in der Innenstadt, wenn man nach einer Sony-Playstation 5 fragt. "Nix zu machen", sagt ein Verkäufer, "wir haben nicht einmal mehr ein Regal für die Konsole, weil wir eh so schnell keine PS5 mehr kriegen, totale Katastrophe".
Über 13 Millionen PS5 hatte Sony bis in den Herbst weltweit verkauft. Jetzt stockt der Nachschub, weil den Chipherstellern die Rohstoffe ausgehen. Wann wieder eine Lieferung in den Laden kommt? "Unklar", sagt der Verkäufer, "ich kann da nix versprechen."

Ebenso schlecht schaut es beim neuen iPhone 13 aus, das sich viele Münchner gern unter den Weihnachtsbaum legen möchten. Apple habe zwar ein Ausstellungsstück in der Filiale angeschraubt, "aber zu verkaufen haben wir gerade kein einziges, kann sein, dass man da bei uns bis nächstes Jahr warten muss".
Normalerweise kommen drei Lieferungen pro Woche
Ratlos stehen auch viele Kunden in Spielwarenabteilungen. Erkennbar klaffen Löcher bei den Holzeisenbahnen, im Playmobil- und Lego-Sortiment. Die große Polizeistation? Das Baumhaus? Die braune Krokodil-Lok? Normalerweise kommen zu dieser Jahreszeit drei Mal die Woche Lieferungen, erzählt eine Mitarbeiterin, "aber momentan ist vieles nicht lieferbar, stattdessen ist lauter Kleinkram in den Kartons, den wir nicht so brauchen."
Weihnachtsgeschenke 2021: "Punktuelle Engpässe möglich"
Auch in Drogerien klaffen etliche Löcher in den Regalen. Diese Woche zu merken etwa bei Dinkelnudeln, Reiswaffeln, Teelichtern und Kerzen. Bei Waschmitteln und Babymilchpulver, die vergangene Woche vielfach fehlten, ist offenbar inzwischen Nachschub gekommen.
Bei Produkten aus Übersee und auch bei Elektronikartikeln könne es "punktuell zu Engpässen kommen", teilt etwa Rossmann auf AZ-Nachfrage mit. "Von den Rohstoffengpässen im Papier-, Papp- und Karton-Bereich betroffen sind auch unsere Weihnachtswaren, die auf Pappdisplays präsentiert werden."

Holz ist teils zu teuer geworden
Mit Nachschubproblemen kämpfen auch Münchner Baumärkte. Ein Abteilungsleiter führt zur Farbabteilung. Ein Hersteller von Sprühfarbe etwa habe keine Plastikdeckel mehr für seine Spraydosen bekommen, sagt er. Deshalb waren manche Farben wochenlang ausverkauft.
Einige Holzprodukte fehlen auch deshalb, weil der Baumarkt sie aus dem Programm genommen hat - sie sind durch die gestiegenen Holzpreise schlichtweg zu teuer geworden. 72 Euro für eine Dreischicht-Platte aus Fichtenholz, "das ist vor einem Jahr undenkbar gewesen", sagt der Mitarbeiter. Die größte Lücke aber zeige sich im Bereich Küchen: "Unser Hauptlieferant kann derzeit nicht liefern."
Auch Elektrogeräte für Küchen fehlen
Das ist so ähnlich auch in einem Elektromarkt am Stadtrand zu hören: Dort fehlt's nicht nur an Handys, Laptops und Spielekonsolen, sondern auch an Spülmaschinen. Ausstellungsstücke sind da, sagt der Filialchef, "aber aktuell verkaufen können wir praktisch kein Stück".
Nicht besser geht es Küchenstudios. "Eine Katastrophe", sagt der Mitarbeiter eines Planungsbüros in der Münchner City. Sein Team entwirft in monatelanger Feinarbeit Küchen für die Kundschaft. Nun aber können die Elektrogeräte nicht geliefert werden. Wo Spülmaschinen sein sollten, klaffen Löcher daheim in den Kundenküchen. Backöfen fehlen, Kühlschränke kommen nicht. Auch in Bädern fehlen Duschköpfe und Armaturen.
Viele Kundinnen und Kunden reagierten verärgert auf die Engpässe und unterstellen, man habe vergessen, die Teile zu bestellen. Stimmt aber nicht, den Lieferanten fehlen einfach die Bauteile, selbst wenn nur die Bedienungsanleitung fehlt, dürfe nicht ausgeliefert werden.
Erst einmal müssen Alternativen herhalten
Aber muss man sich wegen des Weihnachts-Engpasses um die Freuden unterm Christbaum Sorgen machen? Der Chef des Handelsverbands Bayern meint: Nein. "Dass einzelne Wunschartikel vor Weihnachten mal fehlen", sagt Bernd Ohlmann, "das hat es immer gegeben".
Wenn das Modell "Polizei"gerade nicht verfügbar sei, freue sich ein Kind gewiss auch über die vorrätige Alternative "Feuerwehr". Überhaupt sei ein Ausweg ja immer, einen Gutschein zu schenken. "Dann kann man sich aufs Shoppen nach Weihnachten freuen. Bis dahin dürfte dann auch der Nachschub da sein."