Wütende Proteste gegen Neonazi-Aufmarsch in München
MÜNCHEN - Begleitet von Buhrufen und Pfiffen wütender Gegendemonstranten sind rund 150 Neonazis vom Stachus zum Münchner Landgericht und wieder zurück zum Hauptbahnhof marschiert. Ein Großaufgebot der Polizei verhinderte Zusammenstöße zwischen den Demonstranten: elf wurden festgenommen.
Mit Trillerpfeifen, Transparenten und einer Israelfahne begleiteten rund 200 Gegendemonstranten am Samstagnachmittag den Aufmarsch von Neonazis in der Innenstadt. Die Rechten zogen vom Stachus aus zum Münchner Landgericht und wieder zurück zum Hauptbahnhof. Ein Großaufgebot der Polizei verhinderte Zusammenstöße zwischen den Demonstranten beider Lager.
Demonstranten versuchen Neonazis den Weg zu versperren
Auf der Seidlstraße mussten die Sicherheitskräfte erstmals energisch durchgreifen. Eine Handvoll Gegendemonstranten hatte sich durch die Absperrungen entlang der Demoroute geschlichen. Mit einem Transparent versuchten sie, die Straße zu blockieren. Eine Demonstrantin warf sich vor ein Einstzfahrzeug der Polizei und versuchte so, die dahinter marschierenden Neonazis zu stoppen. Die Demonstrantin wurde von der Polizei vorübergehend festgenommen und abgeführt.
Auch die rund 150 Neonazis sorgten im Lauf der Demo immer wieder für Ärger. Einer der Rechten trug eine Maske mit dem Bild von Innenminister Wolfgang Schäuble und ließ sich im Rollstuhl schieben, hinter ihm ging ein Demonstrant, der eine Maske mit dem Gesicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel trug. Die Sicherheitskräfte stoppten den Zug und zwangen die Neonazis dazu, die Masken abzunehmen. Dabei ratste ein Neonazi aus und griff einen Polizisten an. Der Skinhead wurde vorübergehend festgenommen.
Elf Festnahmen auf beiden Seiten
Drei weitere rechte Marschierer wurden von der Polizei vorübergehend aus dem Verkehr gezogen - den Neonazis wird Körperverletzung, Beleidigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen. Auch auf der Seite der Linken gab es Festnahmen. Sieben Demonstranten wurden wegen Vermummung, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und rechtswidrigen Abhörens des Polizeifunks von Beamten abgeführt. Bei insgesamt 93 Demonstranten stellte die Polizei die Personalien fest, eine Person wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Rund 50 Autonome hatten sich in der Nähe des Hauptbahnhofs versammelt. Sie wollten zur Nazi-Demo durchbrechen, was aber wegen des massiven Polizeiaufgebots misslang. Aus Frust warfen die Demonstranten mit Feuerwerkskörpern auf die Beamten.
Wegen des rechten Aufmarsch kam es immer wieder in der Innenstadt zu massiven Verkehrsproblemen. Die Polizei sperrte zeitweise Straßen in der Umgebung. Es kam zu Staus. Auch mehrere Trambahnen wurden aus Sicherheitsgründen zeitweise angehalten.
Polizei mit 1000 Mann im Einsatz
Die Polizei begleitete den rechten Aufmarsch mit einem Großaufgebot an Spezialkräften. Rund 1000 Beamte waren im Einsatz. Besonders viel bekamen sie allerdings nicht zu tun, die Zahl der Neonazis blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück: Angekündigt waren 250, gekommen sind dann tatsächlich aber nur rund 150. Auch auf Seiten der Gegendemonstranten war das Gewaltpotential weitaus geringer, als von den Sicherheitskräften zunächst befürchtet. Dort hatten man mit 150 Autonomen gerechnet. Doch die meisten der Demonstranten blieben friedlich und begleiteten den braunen Aufmrasch nur mit Pfiffen und Buhrufen.
Ralph Hub