Wucher mit Wiesn-Plätzen

Die Plätze auf der Wiesn sind heuer knapp und heiß begehrt. Dementsprechend dreist sind auch die Schwarzhändler: Auf dem Portal www.ticketpool.de beispielsweise kostet ein Sitzplatz am ersten Wiesn-Samstag je nach Zelt bis zu 379 Euro. Wie die Wirte jetzt gegen den Sitzplatz-Wucher vorgehen wollen.
von  Abendzeitung
„Oktoberfest Tickets“ im Internet: 379 Euro zahlt man für einen Sitzplatz im Hippodrom am ersten Wiesn-Samstag.
„Oktoberfest Tickets“ im Internet: 379 Euro zahlt man für einen Sitzplatz im Hippodrom am ersten Wiesn-Samstag. © Screenshot AZ

MÜNCHEN - Die Plätze auf der Wiesn sind heuer knapp und heiß begehrt. Dementsprechend dreist sind auch die Schwarzhändler: Auf dem Portal www.ticketpool.de beispielsweise kostet ein Sitzplatz am ersten Wiesn-Samstag je nach Zelt bis zu 379 Euro. Wie die Wirte jetzt gegen den Sitzplatz-Wucher vorgehen wollen.

Wie viel ist Ihnen ein Sitzplatz auf der Wiesn wert? 299 Euro? 329? Oder gar 379? Das sind Summen, die im Internet gehandelt werden – wohlgemerkt: für einen einzigen Sitzplatz!

Die Reservierungen sind heißer begehrt als Tickets für Pop-Konzerte: Auf dem Portal www.ticketpool.de beispielsweise kostet ein Sitzplatz am ersten Wiesn-Samstag je nach Zelt von 299 bis 379 Euro, inklusive einem Hendl und zwei Maß Bier. Zum Vergleich: Ein Ticket für’s Alicia Keys-Konzert kostet 149 Euro, wer zu Bryan Adams will, zahlt maximal 249 Euro.

Der Haken daran: Der Handel mit den Reservierungen ist verboten. „In den Reservierungsbedingungen steht, dass Weitergabe und Veräußerung nicht zulässig sind“, erläutert der Münchner Rechtsanwalt und Syndikus der Wiesn-Wirte Richard Seifert. Wer seine Reservierung nicht wahrnehmen könne, solle sich beim Wirt melden: „Er bekommt dann das Geld zurück.“ Seifert denkt aber, dass der Großteil der Verkäufer eher „den eigenen Wiesn-Besuch finanzieren will“.

Schwarzhändler kommen auf "Schwarze Liste"

Dagegen gehen die Wirte vor: Wer als Schwarzhändler ertappt wird, kommt auf eine „Schwarze Liste“ und darf sein Leben lang keine Sitzplätze mehr reservieren. Doch auch Käufer können eine herbe Enttäuschung erleben, wenn sie vor dem Zelt stehen und nicht eingelassen werden, weil die Reservierung auf einen anderen Namen lautet. Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer appelliert auch an die Vernunft der Wiesngäste. „Das ist Wucher, kaufts des Zeig net!“, bittet er. „An Samstagen und Sonntagen geht immer a bisserl was, da wird der Innenraum nicht reserviert.“

Holger Miebach, Inhaber von Ticketpool.de, wehrt sich gegen die Vorwürfe: „Wenn ich keine Reservierungen verkaufen dürfte, würde ich keine verkaufen. Aber momentan überprüft der Bundesgerichtshof, ob es überhaupt legal ist, den Weiterverkauf zu untersagen.“ Das sieht Seifert anders: „Das Hausrecht garantiert den Wirten, über die Vergabe der Reservierungen zu bestimmen.“ Das werde auch der Gerichtshof bestätigen.

Geld entscheidet, wer einen Platz bekommt

Auch auf www.worldticketshop.de gibt es Wiesn-Tickets. Auf Nachfrage der AZ bei der Hotline erklärte eine Mitarbeiterin: „Natürlich ist die Reservierung gültig. Wir arbeiten da mit dem Lieferanten zusammen.“ Welchen Lieferanten? Etwa den Wirten? „Ja, genau.“

Seifert hofft auf ein Ende der Internet-Versteigerungen. Denn: „Das führt dazu, dass Geld darüber entscheidet, ob ich einen Platz bekomme oder nicht – und das ist nicht gerecht.“

Kasanobu Serdarov

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