Wolfgang Ambros: Sein bizarrer Auftritt auf dem Tollwood

Trüber Blick, nuschelnde Aussprache, ungelenke Bewegungen: Was war los mit Wolfgang Ambros auf seinem Tollwood-Konzert? Was sein Management dazu sagt. Und Gottseidank gab es da auch noch die EAV. Die AZ-Kritik.
München - Unterschiedlicher hätte das Angebot beim österreichischen Doppelkonzert im ausverkauften Tollwood-Zelt kaum sein können. Während die Erste Allgemeine Verunsicherung mit Witz, Scharfsinn und alten und neuen Songs brillierte, dass es eine wahre Freude war, präsentierte Altmeister Wolfgang Ambros das absolute Gegenprogramm: Alles bis ins Unverständliche vernuschelt, besonders die Zwischenmoderationen, trüber Blick, ungelenke Bewegungen, alles schlecht, peinlich und vor allem traurig. Kein Wunder, dass etliche Fans frühzeitig das Konzert verließen.
Gut, dass sie den positiven Eindruck der EAV mit nach Hause nehmen konnten. Klaus Eberhartinger und seine Band präsentierten sich nämlich so frisch wie nie. Noch mehr Kabarett als sonst, auch ein bisschen Klamauk wie früher, und in Kommentaren zum Zeitgeschehen scharfsinnig und satirisch. Da geht's nach dem Motto "Monsterball ist überall" über all die bösen Gestalten, die das Weltgeschehen beherrschen. Wie die Verantwortlichen in der EU zum Beispiel, die in Fragen zum Thema Flüchtlinge kläglich versagen, ganz nach dem Motto "Ding dong, mach nie die Tür auf!"
Es könnte ja ein Fremder vor der Tür stehen - und Fremde sind nicht von hier. Die Angst vor dem schwarzen Mann lernt man ja schon als Kind. Und wenn er aber kommt? Dann laufen wir davon. Oder machen zumindest die Schotten dicht. Und dann "das Ungeheuer von Loch Stress", gegen das nur der Billigfusel vom Aldi hilft. Aber was tun, wenn man weiß, dass über die Hälfte des Weltvermögens in den Händen von circa einem Prozent der Menschheit liegt, in den Tresoren der Superreichen? Was ist los? Da hilft nur buckeln. Geld oder Leben, anders scheint es nicht zu gehen.
Oder wie wär's mit Sex-Partys à la Berlusconi? Schließlich ist er ja "der lebende Beweis dafür, dass der Herrgott dem Mann zwar einen Schniedel und ein Hirn gegeben hat, aber zu wenig Blut, um beide gleichzeitig zu versorgen." Trotzdem sind "Heiße Nächte in Palermo" stets angesagt. Mit vielen Grüßen aus Fukoshima wird dann der Hit "Burli" neu belebt. Und auch die "Lederhosen-Zombies", die in trachtenähnlichen Kostümen sowohl den Mutantenstadl als auch diverse Alpenrock-Feste überschwemmen, bekommen ihr Fett weg.
Insgesamt eine schnelle und sehr witzige Show, auch wenn sie manchmal bis ins Makabere geht. Die EAV hat endgültig bewiesen, dass sie weit mehr drauf hat als nur Comedy.
Und der Wolfgang Ambros? Sturzbetrunken? Krank? Zwickt's mi, i glab i dram, was war denn da los? Warum war da kein Manager oder Freund, der seinen schrecklichen Auftritt verhindert hat?
Im Wortlaut: Stellungnahme des Managements von Wolfgang Ambros
Peter Fröstl, längjähriger Ambros-Manager: "Betrunken war er definitiv nicht. Ich habe zehn Minuten vor der Show noch mit ihm gesprochen, da war er ganz klar. Es gab die Diskussion, ob er wegen seiner Rückenschmerzen die Show lieber im Sitzen spielt, aber das wollte er nicht. Statt dessen hat er etliche Schmerztabletten eingenommen. Wahrscheinlich war das für alles verantwortlich".