Wohnwahnsinn: Der Weihnachtsmann bittet für die Mieter

Zwei Häuser in der Au werden verkauft. Ein Bewohner bringt dem Eigentümer, einer Stiftung aus Regensburg,  „Geschenke“.
Christian Pfaffinger |
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Der Auer „Weihnachtsmann“ Rolf Maichle mit dem Gaben-Sackl für die Regensburger Politiker.
ho Der Auer „Weihnachtsmann“ Rolf Maichle mit dem Gaben-Sackl für die Regensburger Politiker.

München/Regensburg - Bei Jens Wolbergs war der Weihnachtsmann schon da, aber der Oberbürgermeister von Regensburg hat ihn verpasst. Ein Sackl voller Geschenke liegt jetzt trotzdem im Regensburger Rathaus. Bloß: Schokolade und Orangen sind nicht darin.

Das Geschenk sind Briefe. Jeweils einer für den OB und die einzelnen Politiker im Stadtrat. Und die sollen die Beschenkten schon Weihnachten aufmachen. Denn es sind keine Glückwünsche, sondern eine Bitte: „Verkauft unser Haus nicht an die Falschen!“

Der Weihnachtsmann, der die Briefe von München nach Regensburg gebracht hat, ist Rolf Maichle. Der 70-jährige Rentner ist einer von 36 Mietern der Häuser in der Welfenstraße 39 und 41. Die beiden Reihenmietshäuser in der Au gehören bisher einer Regensburger Stiftung, doch die verkauft sie jetzt. Die Mieter fürchten, dass der neue Eigentümer eher den Profit als die Mieter sieht. Denn auf einmal ging alles sehr schnell.

Die Georg-Hegenauer-Stiftung will die beiden Häuser in München loswerden und mit dem Profit neue Projekte in Regensburg übernehmen, wo die Stiftung ansässig ist. Die wird von der Behörde vor Ort verwaltet, der Stadtrat hat den Verkauf beschlossen. Das Bieterverfahren sollte bis zum Frühjahr 2015 gehen.

Doch plötzlich wurde es verkürzt: Letzte Woche endete die Frist zur Gebotsabgabe. Offenbar hat die Stiftung ein sehr gutes Angebot bekommen.

Die Mieter fürchten, dass das nicht gerade von einem sozial denkenden Bieter kommt. Sie würden eine Genossenschaft bevorzugen, doch ob die mit den Geboten von Investoren mithalten kann, ist fraglich. Deshalb ist Rolf Maichle nach Regenburg gefahren.

„Ich wohne seit über 30 Jahren in dem Haus und habe Angst, dass ich es mir künftig nicht mehr leisten kann.“ In den Briefen, die Maichle überbringt, bitten die Mieterinnen und Mieter die Stadtverantwortlichen, sich für einen sozial orientierten Käufer zu entscheiden. „Leider konnte ich den Oberbürgermeister nicht sprechen“, sagt Rolf Maichle. „Aber die zweite Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer hat sich mit mir unterhalten und die Briefe entgegengenommen.“

Ob es was gebracht hat, erfährt er wohl noch diese Woche, wenn der Stiftungsausschuss tagt und sich für einen Bieter entscheidet.

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