Wohnungsmarkt in München: Kaufpreise sinken, Mieten steigen weiter an

Auch dieses Jahr sind die Mieten in München fast überall gestiegen – gleichzeitig befinden sich die Immobilienpreise in einem Abwärtstrend. Die AZ hat Experten gefragt, woran das liegt und ob Kaufen sich in München inzwischen mehr lohnt, als Mieten.
von  AZ
Auch dieses Jahr sind die Münchner Mietpreise weiter gestiegen.
Auch dieses Jahr sind die Münchner Mietpreise weiter gestiegen. © imago images / Sven Simon

MünchenMünchen ist neben dem Oktoberfest vor allem für eines bekannt: Seine hohen Mietpreise. Auch dieses Jahr ist für die Mieter dabei keine Besserung im Immobilienmarkt zu erkennen. Während die Kaufpreise immer weiter sinken, steigen gleichzeitig die Mieten – und das in fast allen Stadtteilen.

Im Schnitt sind die Mietpreise im Vergleich zum Vorjahr zwischen fünf und neun Prozent angestiegen. Besonders betroffen von der Miet-Kaufpreis-Schere sind dabei die Bezirke in Moosach, Altstadt-Lehel und Milbertshofen-Am Hart.

Mieten in München steigen weiter: Woran liegt das?

Durch die steigenden Zinsen sei die Nachfrage an Immobilien stark gefallen, heißt es in einem Pressestatement des Frankfurter Immobilienkonzerns "Von Poll Immobilien". Dadurch sei aber entsprechend auch der Bedarf an Mietwohnungen gestiegen, was die höheren Preise erkläre. Bei der aktuellen Wirtschaftslage ist es für viele schlichtweg nicht mehr möglich, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen – dieser könnte jedoch am Ende günstiger sein, als man denkt.

"Aktuell steigen in fast allen Metropolen die Mietpreise, während Kaufpreise für Immobilien fallen – auch in München ist die Entwicklung eindeutig. Die Märkte entwickeln sich auseinander. Wird kaufen daher wieder attraktiver? Dafür sprechen viele Punkte", sagt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei "Von Poll Immobilien".

Wohnungsmarkt in München: Wo steigen die Mieten am stärksten?

Am stärksten öffne sich die Kauf-Mietpreis-Schere im ruhigen Wohnbezirk Moosach, Altstadt-Lehel mit dem beliebten Marienplatz als Mittelpunkt und in Milbertshofen-Am Hart mit dem Olympiapark und bekannten Olympiastadion. In Moosach fielen die Quadratmeterpreise bei Eigentumswohnungen um 14,7 Prozent (Kauf: 7.503 €/m2), in Altstadt-Lehel und in Milbertshofen-Am Hart um jeweils 13,5 Prozent (Kauf: 12.654 €/m2 beziehungsweise 8.190 €/m2).

Die Mietpreise bei Wohnungen stiegen im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dagegen in Moosach um 6,8 Prozent (Miete: 20,52 €/m2), in Altstadt-Lehel um 7,4 Prozent (Miete: 27,65 €/m2) und in Milbertshofen-Am Hart um 7,2 Prozent (Miete: 22,60 €/m2). 

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"Der Mietmarkt ist ein Frühindikator für den Käufermarkt. Kaufinteressenten sollten jetzt die Gunst der Stunde und das gesunkene Preisniveau nutzen. Immobilien sind nach wie vor ein guter Inflationsschutz und mietfreies Wohnen die beste Altersvorsorge", erklärt Volker Stich, Geschäftsstellenleiter bei "Von Poll Immobilien" München.

Mietpreise nur in einem Münchner Stadtviertel gesunken

Am geringsten gehe die Kauf-Mietpreis-Entwicklung unter den analysierten Münchner Bezirken in Ramersdorf-Perlach, Bogenhausen und Untergiesing-Harlaching auseinander. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen sanken im ersten Halbjahr 2023 in Ramersdorf-Perlach um durchschnittlich 13,5 Prozent (Kauf: 7.375 €/m2), im gehobenen Viertel Bogenhausen um 9,8 Prozent (Kauf: 8.754 €/m2) und in Untergiesing-Harlaching um 12,6 Prozent (Kauf: 8.827 €/m2).

Während die Quadratmeterpreise für Mietwohnungen in Ramersdorf-Perlach sogar um 2,2 Prozent (Miete: 19,20 €/m2) gesunken seien – damit der einzige Bezirk mit fallenden Mietpreisen gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 – stiegen die Mieten in Bogenhausen um 1,6 Prozent (Miete: 21,26 €/m2) und Untergiesing-Harlaching um 2,8 Prozent (Miete: 20,59 €/m2) leicht an. 

Teure Immobilien dank hoher Zinsen nicht mehr rentabel

"Investoren fragen weiterhin Immobilien mit Kaufpreisen in Höhe von bis zu circa 400.000 Euro nach – allerdings nur in guten Lagen. Preise darüber hinaus sind für Kapitalanleger schwer zu realisieren, da die Zinsen – ohne Tilgung – teilweise höher sind als die Kaltmieten", begründet ein Geschäftsstellenleiter die gesunkene Nachfrage bei höherpreisigen Immobilien.

Dennoch werde das Kaufen von Immobilien immer attraktiver. Durch den Mangel an Neubauprojekten und weiter steigende Mieten, sei selbst ein Kauf zu hohen Zinsen in vielen Fällen sinnvoller, als eine Wohnung zu mieten. Auf lange Sicht, sei auch ein Anstieg der Kaufpreise wieder absehbar – das zeichne sich an dem aktuellen Mietmarkt ab, der in der Regel ein Indikator für zukünftige Kaufpreise sei.

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