Wohnungsbau, Flughafen, S-Bahn: Das bringt 2012

Beim Wohnungsbau geht es langsam wieder voran. Im Januar will der Stadtrat ein Ratsbegehren für den Flughafenausbau beschließen. Warten auf die Grünen
MÜNCHEN - Nach Jahren der Flaute und der Unlust bei Investoren geht es beim Wohnungsbau in München langsam wieder voran: In diesem Jahr wurden fast 6000 neue Wohnungen fertig. Das sind 1000 weniger als gewünscht, aber doppelt so viele wie in Krisenjahren. Neben dem Ausbau der Kinderbetreuung, für das München 150 Millionen Euro ausgeben will, ist der Wohnungsbau der große Schwerpunkt 2012.
Dabei geht es vor allem um die Entwicklung neuer Flächen. Ein Projekt „mit größter Reichweite für Generationen“ ist für OB Christian Ude (SPD) die Tunnellösung beim Ausbau der S-Bahnlinie 8 im Münchner Osten. Da die Stadt den Tunnel wünscht, müsste sie ihn auch bezahlen: Rund „atemberaubende“ (Ude) 500 Millionen Euro wäre der Preis dafür. Während SPD und CSU das bezahlen würden, zucken die Grünen, ob sich dieser Finanzaufwand lohnt.
Doch der Bau von Wohnungen für rund 10000 Einwohner ist nur möglich, wenn die S-Bahn dort einen Tunnel bekommt. „Die Suche nach Bauflächen wird in München immer dramatischer“, so OB Ude: „da müssen wir jeden Freiraum nutzen.“ Der vierspurige Ausbau der S8 hängt aber direkt an der zweiten Stammstrecke: keine Stammstrecke, kein Ausbau. Für die zweite Röhre fällt eine Entscheidung erst nach dem Winter, wie ein Gespräch in der Staatskanzlei am Mittwoch ergab (AZ berichtete).
Davon hängt auch ab, ob der Marienhof wieder zugeschüttet wird. Ude und Seehofer haben vereinbart, dass erst auf der unteren Arbeitsebene offene Fragen geklärt werden (vor allem um einen Vorfinanzierungsbeitrag der Stadt), bevor es ein Spitzengespräch in der Staatskanzlei gibt. Im Frühjahr soll auch die Bürger-Entscheidung über den Flughafenausbau fallen. Am 25. Januar will der Stadtrat dafür ein „Ratsbegehren“ beschließen – dafür müssen keine Unterschriften gesammelt werden.
Das müssen aber noch die Gegner um Grüne und Freie Wähler fleißig tun. Denn für ihr Bürgerbegehren gegen die dritte Startbahn haben sie nach großem Aufwand erst 18000 Unterschriften beisammen. Rund 34000 sind aber nötig (drei Prozent der Wahlberechtigten). Dabei hatten die Grünen vollmundig erklärt: Bis Weihnachten wären sie fertig mit dem Sammeln. Die Grünen sollen nicht unter Zeitdruck gesetzt werden.
Aber auf immer und ewig wird der Stadtrat nicht warten, ob sie je fertig werden. Ude: „Es soll nicht getrickst und niemand überrumpelt werden.“ Sollten die Grünen die nötigen Unterschriften bekommen, wird über das Stadtratsbegehren für den Ausbau und das Gegner-Begehren gleichzeitig abgestimmt: Drei Monate nach dem Ratsbeschluss. Es wird aber keinen gemeinsamen Text geben, was die Abstimmung vereinfachen würde. Ude glaubt nicht, dass sich CSU und Grüne auf einen Text einigen könnten: „Das wäre die Dressur einer gemischten Raubtiergruppe.“ Daher müssen die Münchner dann drei Kreuze machen: Auf dem Befürworter-Stimmzettel, auf dem Zettel der Ausbau-Gegner und drittens für eine Stichfrage. Es hat ja auch schon den Fall gegeben, das zwei sich widersprechende Begehren eine Mehrheit bekommen haben.
Von der Kita bis zum Hockey-Zentrum
150 Millionen für Kinderbetreuung, MVV und Olympiaanlagen werden 40 Jahre alt
MÜNCHEN „Ich bin gern der Master des Desasters, wie sich München derzeit darstellt“, konterte OB Ude auf die ätzende Kritik der CSU, als er die Highlights für 2012 darstellte. Dazu gehören auf einer 26 Seiten langen Liste:
150 Millionen Euro gibt die Stadt für den Ausbau der Kinderbetreuung aus. Das sind: 99 Millionen Euro für 1500 Krippenplätze, 750 Kindergartenplätze und 500 Hortplätze. 50 Millionen Euro für die zusätzliche Förderung von Kindern in nichtstädtischen Einrichtungen.
Für Erweiterungen, Sanierungen und Umbauten von Schulen: 145,4 Millionen Euro. 2012 werden zwei neue Grundschulen fertig: am Arnulfpark und in Nymphenburg Süd.
Auf vielen Flächen wird Baurecht geschaffen (gebaut wird später). Dazu gehören: Freiham Nord (3000 Wohnungen), Zentrale Bahnflächen an der Paul-Gerhardt-Allee, Prinz-Eugen-Kaserne (1800), Funkkaserne (mehr als 2000), Verkauf des vierten Bauabschnitts Messestadt mit 880 Wohnungen.
Im Frühjahr wird die Fußgängerzone in der Sendlinger Straße erweitert.
Die Ausbauoffensive fürs Glasfasernetz setzen die Stadtwerke fort in: in Bogenhausen Süd, Au-Haidhausen, Obergiesing, Untergiesing-Harlaching, Maxvorstadt, Neuhausen-Nymphenburg, Sendling-Westpark, Ludwigsvorstadt Isarvorstadt, Altstadt-Lehel. Das betrifft 8993 Gebäude und 97000 Wohnungen. Von 2009 bis 2012 wurden dabei rund 160000 Kilometer Glasfaser verlegt.
Die MVG beginnt im Juni mit der Verlängerung der Tramlinie 19 vom Pasinger Marienplatz zum Bahnhof.
Weil bei der U-Bahn ein neues Elektronisches Stellwerk in Betrieb geht und gleichzeitig Weichen erneuert werden, wird am Scheidplatz die U3 in den Osterferien zwischen Münchner Freiheit und Olympiazentrum durch Busse ersetzt. Fahrplanänderungen gibt es dann auch auf der U2.
Für das NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz wird der Grundstein gelegt. Es wird 2014 eröffnet.
Lorin Maazel tritt im Sommer 2012 sein Amt bei den Münchner Philharmonikern an. „Spielfeld Klassik“, das Vermittlungsangebot des Orchesters, wird weiter ausgebaut und zur Chefsache.
Ein Landesleistungszentrum für Hockey soll auf dem Gelände des Münchner Sportclub angelegt werden.
Am 22. September ist im Olympiastadion der Finalspieltag der Blindenfußball-Bundesliga.
Jubiläen: Der MVV feiert sein 40-Jähriges am 15. Juni, der Olympiapark und die Regattaanlage werden ebenfalls 40 Jahre alt. wbo