Wohnhaft in der „ Straße des brutalen Unterdrückers“
MÜNCHEN - "Entkolonialisierung": 28 Straßennamen in Bogenhausen und Trudering bekommen nun Zusatzschilder. Darauf werden die geschichtsträchtigen Namen erläutert.
Nach einer heftigen Debatte hat der Kommunalausschuss des Stadtrats gestern eine „Entkolonialisierung“ von Münchner Straßennamen beschlossen. Konkret heißt das: 28 Straßenschilder in Trudering und Bogenhausen erhalten kleine Erklärungs-Tafeln, auf denen die geschichtsträchtigen Namen erläutert werden.
Mit teils peinlichen Folgen für die Anwohner. So erfahren zum Beispiel Besucher der Dominikstraße in Zukunft, dass der Namensgeber Hans Dominik „als Offizier verantwortlich für brutale Unterdrückungsmaßnahmen und Hinrichtungen in der deutschen Kolonie Kamerun“ war.
Die CSU stimmte gegen die Erklärungstafeln
Mehr als fünf Jahre hatte die Debatte über den Umgang mit der deutschen Kolonial-Geschichte im Stadtrat gedauert. Gestern waren die Fronten verhärtet wie eh und je. Die CSU stimmte nach einem ausführlichen Geschichtsexkurs von Fraktions-Vize Hans Podiuk gegen die Erklärungstafeln. „Die Leute verstehen die Heuchelei nicht“, berichtete er aus den betroffenen Stadtvierteln. Auch der Imperialismus sei Teil der deutschen Geschichte gewesen. Die Anwohner fühlten sich „in eine Ecke gestellt“. Im Mai 2006 seien Bürger in Waldtrudering sogar Opfer linksradikaler Vandalen geworden, die ihre Hauswände bemalten.
Podiuk störte sich auch an konkreten Formulierungen, die für die Erklärungstafeln ausgearbeitet wurden. Mal sei darauf von ehemaligen Kolonien die Rede, mal nur von Kolonien. „Die Texte sollten wenigstens am Rande der historischen Wahrheit entsprechen“, ätzte er. Insbesondere kritisierte die CSU, dass es auch bei kritischen Straßen in anderen Stadtvierteln keine solchen Erklärungstafeln gebe.
Im Jahr 2003 hatten die Grünen den Anstoß für die „Entkolonialisierung“ gegeben. In Folge dessen wurde 2007 die Von-Trotha-Straße in Trudering in Hererostraße umbenannt. Gerne hätten die Grünen auch der Dominikstraße einen neuen Namen verpasst. Aber eine Mehrheit kam nur für die Erläuterungstafeln zustande. „Sie zeigen ungeschminkt, welche Geschichte hinter den Straßennamen steckt“, zeigte sich Fraktionschef Siegfried Benker zufrieden.
J. Lenders
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