Wohngenossenschaften mit Stiftung: Bauen jenseits der Spekulanten

Wohngenossenschaften haben eine Stiftung gegründet. Ziel ist es, Wohnungen zu kaufen und Nachbarschaften zu beleben.
von  Christina Hertel
Die Wogeno als junge Genossenschaft baut modern und grün.
Die Wogeno als junge Genossenschaft baut modern und grün. © Archiv

München - Die wohl beste Methode, Wohnraum vor Spekulanten zu sichern, ist wohl, wenn die Häuser den Richtigen gehören. 

Neue Stiftung heißt "Daheim im Viertel"

Denen, die mit Mieten keinen Profit machen wollen, die keine Luxussanierungen vorhaben, die nicht darüber nachdenken, wie sie einen überteuerten Kaufpreis wieder refinanzieren könnten. Doch wie kommen die Guten an die Immobilien?

Als Antwort auf diese Frage haben Münchner Wohnungsgenossenschaften und sozial orientierte Wohnungsunternehmen eine neue Stiftung ins Leben gerufen: "Daheim im Viertel" ist ihr Name. Das Ziel ist, Nachbarschaften zu stärken - aber auch Wohnraum aufzukaufen und dauerhaft faire Mieten zu garantieren.

Vorsitzender hofft, dass immer mehr Wohnungen den Genossenschaften gehören werden

40.000 Wohnungen gehören in München schon heute Genossenschaften. Und es sollen mehr werden, so ist es zumindest die Hoffnung von Christian Stupka. Er ist der Vorsitzende der neuen Stiftung und der Chef der "Genossenschaftlichen Immobilienagentur München", in der 34 Wohnungsunternehmen organisiert sind.

Stupka setzt darauf, dass es im teuren München doch noch Eigentümer gibt, die ihre Häuser nicht an den verkaufen, der am meisten bietet, sondern an denjenigen, der dauerhaft bezahlbaren Wohnraum garantiert.

Damit die Stiftung sich den Kauf leisten kann, soll sich der Preis nicht am Marktwert, sondern an den erzielten Mieteinnahmen orientieren, erklärt Stupka. Aber auch die Eigentümer können ihre Vorstellungen einbringen - zum Beispiel ist es möglich, dass sie sich oder ihren Angehörigen ein Wohnrecht sicherstellen. Verwaltet wird ihre Immobilie von einer Genossenschaft.

Weiteres Stiftungs-Ziel: Nachbarschaften sollen lebendiger werden

Die Stiftung "Daheim im Viertel" hat aber noch ein anderes Ziel: Durch sie sollen Nachbarschaften lebendiger werden. Schon heute bieten Genossenschaften von der Hausaufgabenbetreuung bis zum Hoffest vieles an - allerdings nur in der eigenen Wohnanlage. Mit der Stiftung soll es gelingen, solche Aktivitäten im ganzen Viertel zu starten und die Nachbarschaft dadurch besser zu vernetzen.

Die Stiftung sieht ihre Aufgabe darin, bestehende Initiativen - vom Kochevent bis zum Urban Gardening - zu unterstützen. Gleichzeitig will sie Münchnern, die Ideen für ihr Viertel haben, helfen, diese umzusetzen.

Ansporn soll der Münchner Nachbarschaftspreis sein, den die Stiftung ab 2022 jährlich vergeben will. Er ist mit 30.000 Euro dotiert. Die Ausschreibung wird im November auf stiftung-daheimimviertel.de veröffentlicht.

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