Wohneigentum: Für Münchner unbezahlbar!

Wer in der Stadt als Durchschnittsverdiener ein Haus oder eine Wohnung kauft, dem bleibt zum Leben womöglich weniger als der Hartz-IV-Regelsatz
von  Vanessa Assmann
Teurer Traum: Ein Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche kostet im Monat bis zu 3486 Euro. Foto: ho
Teurer Traum: Ein Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche kostet im Monat bis zu 3486 Euro. Foto: ho

MÜNCHEN - Der Traum vom Eigenheim? Wer ihn sich in München erfüllen will, muss tief in die Tasche greifen. Und zwar so tief, dass selbst für Normalverdiener kaum etwas übrig bleibt zum Leben. Das zeigt eine „Finanztest“-Studie der Stiftung Warentest.

Die monatlichen Finanzierungsraten sind in München so hoch wie in keiner anderen deutschen Region. Insgesamt haben die Tester 21 Städte in dem Punkt verglichen, wie viel man dort für Wohneigentum zahlen muss. „München bestätigt eindrucksvoll den Ruf als teuerstes Pflaster Deutschlands“, schreiben die Finanztester in der September-Ausgabe ihres Heftes. Nimmt man die Kaufkraft der Münchner zum Vergleich, wird das nur noch deutlicher.

Die liegt in München sogar höher als in anderen deutschen Großstädten: 24 879 Euro netto hat ein Münchner durchschnittlich im Jahr zur Verfügung – sagt der Jahreswirtschaftsbericht des Münchner Wirtschaftsreferats. Das sind 2073,25 Euro im Monat. Reicht das, um irgendwann Immobilienbesitzer zu sein? Die Finanztest-Daten lassen anderes vermuten. Ob für Singles oder Familien, ist egal.

SINGLE: Nehmen wir mal an: Ein Münchner hat 50 000 Euro angespart und will sich eine 80-Quadratmeter-Wohnung kaufen. Je nach Lage und Ausstattung muss er dafür 271 000 bis 315 000 Euro zahlen – für diese Berechnung zieht „Finanztest“ die Preise tatsächlicher Immobilienverkäufe laut „Immobilienpreisdatenbank des Verbands deutscher Pfandbriefbanken“ heran.

Für eine Wohnung in guter Lage samt guter Ausstattung mit Kreditlaufzeit von 30 Jahren heißt das: Die monatliche Kreditlast beträgt bis zu 1607 Euro – dazu kommen 200 bis 300 Euro für Betriebskosten und Instandhaltungsrücklagen. Entscheidet sich der Käufer für eine Wohnung in mittlerer Lage mit mittlerer Ausstattung kommen monatlich immer noch 1367 Euro für den Kredit auf ihn zu.

Vergleicht man diese Zahlen mit dem durchschnittlichen Netto-Einkommen, wird es brisant: Bei bester Lage blieben dem Immobilienbesitzer mit Durchschnitteinskommen höchstens 270 Euro zum Leben, das ist unter Hartz-IV-Niveau (364 Euro). Da werden Monate, in denen die Waschmaschine den Geist aufgibt, zur finanziellen Zitterpartie.

FAMILIE : Mann, Frau, zwei Kinder – da wäre ein Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche gerade recht. Wer in München tatsächlich so ein Haus findet und wer zusätzlich über 100 000 Euro Eigenkapital verfügt, muss laut „Finanztest“ so viel bezahlen: Für die Finanzierung fallen monatlich 2762 bis 3486 Euro an – je nach Lage und Ausstattung. Dazu kommen wie beim Single Betriebskosten und Instandhaltungsrücklagen.

Für das gleiche Geld, das eine Münchner Familie aufbringen muss, könnten sich in Magdeburg drei Familien den Traum vom Eigenheim erfüllen.
Nimmt man den Nettoverdienst zweier Erwachsener als Grundlage, bleibt der Familie nach dem Kauf eines Hauses in guter Lage monatlich nur 360 Euro - vier Euro weniger als der Hartz-IV-Regelsatz.

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