Wohn-Wahnsinn in München: Neuer Caritas-Chef findet keine Bleibe

Der neue Chef der Caritas München, Harald Bachmeier, pendelt jeden Tag von Kufstein nach München. Nicht nur er findet keine Wohnung – auch viele seiner Kollegen nicht.
Hüseyin Ince |
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Harald Bachmeier ist der neue Caritas-München-Chef. Und selbst von dem Mietmarkt betroffen.
Christophe Gateau/dpa/Caritas Harald Bachmeier ist der neue Caritas-München-Chef. Und selbst von dem Mietmarkt betroffen.

München - Von kommendem Montag an startet die Caritas München eine neue Kampagne für die eigenen Mitarbeiter. Sie lautet: "Vermieter mit Herz gesucht." Das Problem: Die Hilfsorganisation hat mehrere hundert Stellen in und um München offen. Bewerber gäbe es genug. Aber keine bezahlbaren Wohnungen, weshalb letztlich die Stellen nicht oder selten besetzt werden können.

Einer der Bewerber, der den Job trotz des Mietwahns antrat, ist der neue Geschäftsführer Harald Bachmeier aus Kufstein. Das Beispiel vom neuen obersten Chef zeigt, dass der Mietirrsinn in der Landeshauptstadt mittlerweile auch bei Besserverdienern um sich greift. "Ich zähle mich zum Mittelstand", sagt Bachmeier und flachst zunächst: "Aber nicht so wie es Friedrich Merz von der CDU definiert."

Caritas-Chef pendelt selbst zwei Stunden am Tag

Die neue Kampagne der Caritas könnte mittelfristig auch dem neuen Münchner Caritas-Geschäftsführer nutzen. Er pendelt notgedrungen seit Jahresbeginn täglich von seinem derzeitigen Wohnort im österreichischen Kufstein nach München. "Das ist zwar nicht so schlimm, wie es sich anhört", erklärt er, "ich brauche etwa eine Stunde bis zum Hauptbahnhof. So mancher braucht das innerhalb der Stadt, habe ich gehört."

Langfristig sei ihm natürlich eine passende Bleibe in München lieber, für ihn und seine Ehefrau. Eines steht fest: Hohe Decken sollte die Wohnung wahrscheinlich haben. Harald Peter Bachmeier hat laut eigenen Angaben eine Körpergröße von fast zwei Metern (1,94 Meter).

Wohnungen mit fairen Preisen gesucht

Die Caritas-Wohnungs-Kampagne hat nichts mit der Einkommenshöhe zu tun. "Es geht um faire Mietpreise", sagt Bachmeier. Die seien mittlerweile fast nur noch in einem privaten Mietnetzwerk zu finden, das man über den Aufruf "Vermieter mit Herz gesucht!" aktivieren wolle.

Vor steuerlichen Komplikationen fürchtet sich die Caritas nicht. "Es geht hier nicht darum, Wohnungen zu makeln. Es ist ein reiner Vermittlungsservice für unsere Mitarbeiter", sagt Bachmeier. So sieht das auch Gabriele Stark-Angermeier, Vorstandsmitglied der Caritas: "Wir wollen mit dem guten Image der Caritas für unsere Mitarbeiter Türen öffnen."

So funktioniert das Projekt "Vermieter mit Herz"

Und so funktioniert die Wohnungsvermittlung: Ab 7. Januar können sich potenzielle Vermieter bei der Organisation melden, per Telefon (% 089 55169-800, erst ab Montagmittag freigeschaltet) oder per Mail über das Kontaktformular auf der Website melden. Der hauseigene Vermieterservice veröffentlicht die Angaben auf Plattformen, die nur Caritas-Mitarbeiter einsehen können. Einzugsbereich ist vorzugsweise die Stadt und der Landkreis. Wie der Vermieter kontaktiert werden möchte, entscheidet er selbst. Weitere Schritte, wie die Besichtigung, vereinbaren die Parteien.

München ist die am stärksten wachsende Großstadt Deutschlands. Entsprechend groß ist der Druck auf den Mietmarkt. Zwischen den Jahren 2000 und 2016 nahm die Bevölkerung um 27,5 Prozent zu. Gleichzeitig nahm die Zahl der Sozialwohnungen ab.

Führungswechsel bei der Caritas: Ein Niederbayer mit österreichischem Akzent

Harald Peter Bachmeier (50) ist gebürtiger Landshuter und führt seit Neujahr die Caritas München. Er arbeitet schon seit 20 Jahren als Sozialmanager und kennt die Landeshauptstadt gut. In jungen Jahren war er Sozialarbeiter in Giesing.

Vor etwa 15 Jahren zog es ihn nach Österreich, weshalb er mittlerweile einen melodienreichen, österreichisch-niederbayerischen Misch-Dialekt spricht. Seine Karriere im Nachbarland begann er als Bezirksgeschäftsführer beim dortigen Roten Kreuz. 2015 wechselte er zu den "Tiroler Sozialen Diensten", einer Gesellschaft, die die Grundversorgung von Asylbewerbern sicherstellen sollte und ein Jahr zuvor hierfür gegründet wurde.

Vorheriger Caritas-Leiter ging in den Ruhestand

Bachmeier organisierte bald während der großen Flucht aus syrischen Kriegsgebieten nach Europa etwa 5.000 Betten für die Geflüchteten, obwohl sich durch den Rechtsruck in der österreichischen Politik die öffentliche Stimmung mehr und mehr gegen Flüchtlinge wandte.

Der 50-jährige Sozialpädagoge folgt auf Norbert Huber, der 20 Jahre lang die Caritas München leitete und in den Ruhestand ging. Bachmeiers Schwerpunkte werden in München Kinderarmut, bezahlbarer Wohnraum, die Hartz-IV-Falle und auch Fachkräftemängel sein. Er möchte vor allem Kinder aus Familien fördern, die kaum Chancen auf Bildung haben und hier das Caritas-Bildungsangebot erweitern.

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