Wochenende im Wohnwagen – die Italiener sind da!
MÜNCHEN - Am Wochenende reisen 100000 Südländer nach München an – mit nur einem Ziel: Das Oktoberfest. Die AZ sah sich am Parkplatz in Riem um. Dort luden uns vier Italiener in ihren Camper ein.
Nudeln zum Frühstück. Das auch noch. „Fa schifo“, sagt Fabio und schiebt seinen Plastikteller weg. „Echt eklig.“ Der Turiner mag seine Spaghetti Napoli nimmer essen. Weil das Öl in der Sauce fehlt. Fabio und seine drei Freunde haben auch kein Brot, keine Butter und keine Marmelade in ihrem Wohnwagen dabei. Nicht einmal Bier. Und verfahren haben sie sich auch noch – am Donnerstag, irgendwo in Österreich.
Um elf Uhr morgens sind schon 270 Wohnwagen da
Italienisch-chaotisch halt. Dabei sind die Studenten Fabio, Andrea, Cesare und Daniele (alle 20) nur vier von geschätzten 100000 Italienern, die am zweiten Wiesnwochenende nach München strömen – allein 2000 Wohnmobile haben auf dem Parkgelände der Neuen Messe Riem Platz, um elf Uhr stehen schon 270 verstreut da wie weiße Büffel in der Herde. Neunzig Prozent der Leute hier sind Italiener, die meisten Männer. Es spricht nichts dafür, dass sie besser vorbereitet sind als Fabios Truppe.
Freitagmittag: Fabio, Andrea, Cesare und Daniele wollen los. Die Nudeln schmeißen sie in eine Einkaufstüte. Der Soßenrest kommt in den Kühlschrank, gleich neben abgepackte Fertigwürstchen und zwei Packerl Pesto. „Sollen wir noch einkaufen“, fragt der Philosophie-Student, „oder essen wir das deutsche Zeug?“ Daniele antwortet: „Lass uns diese Würste probieren!“
Die Nacht auf dem Riemer Parkplatz kostet 65 Euro
Der Wohnwagen ist klein, kaum zu glauben, dass die Vier da reinpassen. Zwei schlafen hinten, zwei vorne auf der Eckbank – es geht nicht anders: Der Wohnwagen kostet 350 Euro, der Parkplatz 65 Euro die Nacht. Den meisten auf dem Campingplatz ist das egal, sie wollen nur eins: Münchens Frauen, Münchens Bier und Münchens Rathaus. Daniele freut sich auch auf die Pinakotheken, er studiert Architektur – Grund genug, einen Wiesntag auszusetzen.
Bevor sie losziehen, geht Fabio kurz ins Bad. Immerhin haben sie eine Dusche. Dann stapfen die vier zur U-Bahn in Richtung Wiesn. Um das Leben endlich zu genießen.
Thomas Gautier