Wo Münchens Promis ruhen: Spaziergang zu alten Münchnern
München - Ob parkähnlich wie der Waldfriedhof, oder klein und verwunschen wie der Haidhauser Friedhof ‒ Münchens Friedhöfe sind Ruheoasen in der Stadt. Erholungs- und Rückzugsorte für Mensch und Tier, Naturrefugien und Orte, die Geschichte atmen.
Bei einem Spaziergang durch diese grünen Fleckerl lassen sich nicht nur kunstvolle Grabmäler und herumtollende Eichkatzerl entdecken ‒ sondern auch viele prominente und bedeutende Persönlichkeiten, die auf einem der vielen Münchner Friedhöfe zwischen Aubing und Perlach, Feldmoching und Solln ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Ein Streifzug über Münchens Friedhöfe
Franz Beckenbauer und die Geschwister Scholl zum Beispiel auf dem Friedhof am Perlacher Forst, Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut auf dem Friedhof Obermenzing, Elmar und Fritz Wepper auf dem Neuhauser Winthirfriedhof und Ex-Kaiserin Soraya und Malerfürst Franz von Lenbach auf dem Westfriedhof.
Und klar, vom Friedhof Bogenhausen, wo man Helmut Fischer und zahlreiche andere Prominente besuchen kann, hat wohl jeder schon gehört. Die AZ hat Ihnen hier eine kleine Inspiration für den nächsten Spaziergang zusammengestellt.
Waldfriedhof: Der Ur-Schichtl
Auf geht's beim Schichtl" ‒ diesen Ausruf kennt jeder Münchner, nicht nur von der Wiesn, sondern auch als geflügeltes Wort, wenn man etwas Neues anfängt. Zurück geht dieser auf den Schausteller Michael August Schichtl (1851-1911), den Ur-Schichtl sozusagen. Der erbte 1879 das "Münchner Zaubertheater" seiner Eltern auf dem Oktoberfest, wo auch damals schon die "Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine" dargeboten wurde.
Ganz so wie auch heute noch beim Schichtl auf der Wiesn. Michael August Schichtl wurde zum bekanntesten Schausteller Deutschlands, sein Hauptreisegebiet war aber Bayern. Weil er sich auch in der Winterpause um seine Mitarbeiter kümmerte, sie nicht entließ, sondern ihnen Unterkunft bot, wurde er auch Papa Schichtl genannt. Michael August Schichtl starb überraschend 1911 bei der Hochzeit seines Pflegesohnes, einem Hochseilartisten, und ist auf dem Waldfriedhof begraben.

Alter Südlicher Friedhof: Biedermeier und Romantik
Carl Spitzweg (1808-1885) war nicht nur der bedeutendste Kunstmaler der Spätromantik und des Biedermeiers, sondern auch ein echter Münchner. Und zwar einer aus großbürgerlichen Verhältnissen. Er begann zunächst eine Lehre als Apotheker, studierte dann Pharmazie, Botanik und Chemie.
Doch nach einer Krankheit brach er seine Apothekerlaufbahn ab und widmete sich hauptberuflich der Malerei, was durch eine beträchtliche Erbschaft erleichtert wurde. Spitzweg nahm zwar Malunterricht, besuchte aber nie eine Akademie. Er schuf über 1500 Bilder und Zeichnungen. 1885 starb er an einem Schlaganfall.

Osttfriedhof: Münchens Schlagerprinz
Aus dem niederbayerischen Straubing hatte es Rex Gildo (1936-1999) nach München verschlagen. Ludwig Franz Hirtreiter, wie er eigentlich hieß, begann hier in den 50er Jahren als Statist an den Kammerspielen und Nebendarsteller ‒ bis 1958 die erste Hauptrolle an der Seite von Teenie-Idol Conny Froboess kam.
Über 30 Kino- und Fernsehfilme sollten es am Ende von Rex Gildos Karriere sein, vor allem aber war er bald einer der großen deutschen Schlagerstars. Er sang mit Conny Froboess, Vivi Bach und Gitte Haenning, durch Lieder wie Fiesta Mexicana gehörte er jahrzehntelang zu den erfolgreichsten Schlagersängern des Landes.
1981 bekam er eine eigene Show im ZDF und feierte weitere Chart-Erfolge, danach wurden die Erfolge kleiner. Am 23. Oktober 1999 starb Rex Gildo nach einem Sturz aus dem Fenster seiner Wohnung in der Ottostraße. Er ist auf dem Ostfriedhof beigesetzt.

Alter Südlicher Friedhof: Einer von Münchens großen Baumeistern
Mit Leo von Klenze war er einer der großen Architekten, die im Auftrag Ludwigs I. viel von dem München gestalteten, wie wir es heute kennen. Friedrich von Gärtner (1791-1847) baute die Ludwigskirche, die Staatsbibliothek, die LMU und das Siegestor, die Feldherrnhalle und das Wittelsbacher Palais und arbeitete auch in vielen anderen Städten.
Seine Büste steht auch auf dem nach ihm benannten Gärtnerplatz und in der Ruhmeshalle an der Bavaria. Er starb am 21. April 1847 mit nur 55 Jahren. Bestattet ist er im Neuen Teil des Alten Südlichen Friedhofs an der Thalkirchner Straße, den er 1840 als Erweiterung des damaligen Zentralfriedhofs selbst entworfen hatte.

Alter Bogenhauser Friedhof: Schwabinger Kindl, große Münchnerin
Karl Valentins kongeniale Partnerin ‒ Elisabeth Wellano, besser bekannt als Liesl Karlstadt (1892-1960). Als Tochter eines italienischstämmigen Bäckermeisters in Schwabing geboren, arbeitete sie als junge Frau als Verkäuferin im damals neu gegründeten Hertie.
Doch es zog das musikalisch begabte Mädchen auf die Bühne. Schon mit 17 kam sie zu den Münchner Volkssängern, zur Volksbühne, zum Kabarett. 1911 bestritt sie mit ihrem Damentrio das Vorprogramm für Valentin und wurde seine Partnerin. 25 Jahre arbeiteten die beiden zusammen, fast 400 Sketche und Komödien entstanden.
Doch die Zusammenarbeit und die Beziehung der beiden war auch schwierig, belastete Karlstadt sehr. Nach einigen Jahren Pause gab es 1948 kurz vor Valentins Tod einen letzten gemeinsamen Auftritt. Danach trat Karlstadt an den Kammerspielen und im Residenztheater auch in ernsten Rollen auf. Sie starb am 27. Juli 1960 bei einem Ausflug im Garmisch-Urlaub und ist auf dem Bogenhauser Friedhof beerdigt.

Alter Bogenhauser Friedhof: Ein großer Literat
Von 1945 bis zu seinem Tod 1974 lebte Erich Kästner in München, wo er auch begraben ist. In seiner Münchner Zeit leitete er zunächst das Feuilleton der Neuen Zeitung, nahm als Prozessbeobachter an den Nürnberger Prozessen teil und gab die Kinderzeitschrift Pinguin heraus.
Zugleich widmete er sich aber auch verstärkt dem literarischen Kabarett, arbeitete etwa für die Schaubude, und den Hörfunk. In alledem setzte er sich stark mit dem Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegsdeutschland auseinander.

Alter Südlicher Friedhof: Der Vater der Bavaria
Die Schwanthalerstraße kennt man, aber nach wem ist die gleich noch mal benannt? Nach Ludwig Schwanthaler (1802-1848), dem Schöpfer der Bavaria. Der Münchner Bildhauer galt als Hauptmeister der klassizistischen Plastik in Süddeutschland.
Schwanthaler studierte an der Kunstakademie in München, übernahm bald die Bildhauerwerkstatt des Vaters, wurde Professor an der Akademie. Ludwig I. förderte sein Arbeiten über viele Jahre. Schwanthaler litt an Gicht und starb früh, am 18. November 1848. Sein Grabmal auf dem Alten Südfriedhof beauftragte Ludwig I.

Alter Südlicher Friedhof: Die ultimative Schöne Münchnerin
Bist nicht gemalt! Du lebst! Die Augen, liebeschwimmend sehn mich an!", schwärmte Ludwig I. über das Gemälde von Helene Sedlmayr (1813-1898), das Josef Karl Stieler um 1830 für die Schönheitengalerie des Königs malte. Der hatte die junge Frau bemerkt, als sie als Botin des Spielwarengeschäfts des Kaufmanns Auracher in der Briennerstraße Spielzeug für die Königskinder an den bayerischen Hof lieferte.
Ihr Porträt, auf dem sie der Hofmaler im Altmünchner Gewand mit Riegelhaube darstellte, vom König eigens dafür gekauft, ist eines der bekanntesten der Galerie; Helene Sedlmayr, Schustertochter aus dem Chiemgau, wurde damit zum Inbegriff der "Schönen Münchnerin".
Sie heiratete Ludwigs Kammerdiener Hermes Miller und bekam zehn Kinder, Mitglieder der königlichen Familie, wie Königin Therese, waren teils Taufpaten. Helene Miller starb am 18. November 1898 in München und ist auf dem Alten Südlichen Friedhof bestattet.

Ostfriedhof: Der Bayerische Herkules
Der Bayerische Herkules, so wurde Hans Steyerer (1849-1906) genannt. Der Metzger und Gastwirt aus Allach wurde als Kraftmensch bekannt, als er den Wettbewerb eines Zirkusses zum stärksten Bayern gewann, er konnte mit nur einem Finger einen 264 kg schweren Stein lupfen.
1879 erfand er quasi den Wiesneinzug, als Werbegag sollte er einen Wagen von seiner Wirtschaft in Giesing zur Theresienwiese ziehen und fuhr mit einigen mit Fässern beladenen Gespannen gen Wiesn, wo er ein Zelt bewirtschaftete.

Alter Bogenhauser Friedhof: Gewaltiges Schaffen
Über 40 Spielfilme, 24 Theaterstücke, Fernsehserien, Kurzfilme, Hörspiele - Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) war bekannt für seine schnelle Arbeitsweise, seinen großen Schaffensdrang. Er war Autodidakt, scherte sich wenig um Konventionen.
Obwohl er 1982 mit nur 37 Jahren starb, schaffte er es zu einem der bedeutendsten deutschen Filmemacher und Vertreter des neuen Deutschen Films in den 70er und 80er Jahren.
Fassbinder war außerdem selbst Schauspieler, zudem Produzent, Drehbuchautor, Komponist und Dramatiker. Mit den künstlerischen Weggefährten seines sogenannten Clans, wie Hanna Schygulla, Irm Herrmann Karlheinz Böhm, Brigitte Mira, Günther Kaufmann, Michael Ballhaus und vielen mehr, thematisierte er in seinen Arbeiten NS-Vergangenheit, Wirtschaftswunder, RAF-Terror. Am 10. Juni 1982 starb er an einem Herzstillstand.

Alter Bogenhauser Friedhof: Der liebevoll-strenge Vorzeige-Bayer
Franz Schöninger in der Polizeiinspektion 1, der Millionenbauer, Theodor Hierneis oder Fassbinder-Darsteller; dazu Fastenprediger auf dem Nockherberg und Paulaner-Werbegesicht ‒ Walter Sedlmayr (1926-1990) galt als das ultimative Münchner Original. Dabei hatte der enorm populäre Volksschauspieler seinen großen Durchbruch erst in den 70er Jahren und damit eher spät in seiner Karriere.

Riesengroß war der Schock, als er am 15. Juli 1990 tot in seiner Wohnung in der Schwabinger Elisabethstraße aufgefunden wurde, erschlagen mit einem Hammer. Ein spektakulärer Kriminalfall entspann sich, wie sich zeigte, hatte Sedlmayr jahrelang versucht seine Homosexualität geheimzuhalten.
1990 wurde Sedlmayr von zwei Männern ermordet, wie das Landgericht München urteilte. Sie saßen viele Jahre im Gefängnis. Walter Sedlmayr ruht auf dem Bogenhauser Friedhof.
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