Wo es spannend wird – welche Partei sich was erhofft

München - Bayern hat gerade recht oft die Wahl: Nach den Bundestags- und Landtagswahlen werden die Bürger am Sonntag schon das dritte Mal in einem halben Jahr an die Urnen gerufen. Die CSU verbreitet nach den anderen beiden Erfolgen demonstrative Siegesgewissheit. „Bayern ist wieder der schwärzeste Erdteil Europas“, formuliert es Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer.
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39000 Mandate werden am Sonntag vergeben sowie allein 18 Oberbürgermeister-Posten, und in 58 der 71 Landkreise wird ein neuer Landrat gekürt. 2008 war die CSU landesweit auf 40 Prozent gekommen, das will sie mindestens halten. Allerdings haben Kommunalwahl-Ergebnisse ihre eigenen Gesetze, zum Beispiel, weil nur die CSU tatsächlich überall Kandidaten aufstellt. Alle anderen Parteien treten nicht flächendeckend in allen Gemeinden an. Die Grünen etwa werden ihr Ergebnis von 8,2 Prozent schon deswegen verbessern, weil sie diesmal in 450 Orten mit eigenen Listen wählbar sind, 100 mehr als letztes Mal. Die SPD kam auf 22,6 Prozent, die unabhängigen Gruppen (darunter die Freien Wähler) auf 19,0.
Die Schüsselstelle ist München (siehe nächste Seite). Spannend wird es auch in Miesbach, wo für die CSU Partykönig Jakob Kreidl ins Rennen geht. Nun hat sich die Partei von ihm distanziert und rät von seiner Wahl ab, vom Zettel streichen konnte man ihn wegen der Fristen nicht mehr. Jetzt gibt es allerlei Unwägbarkeiten: Wählen ihn seine Anhänger vielleicht doch? Und hält er sein Wort, die Wahl nicht anzunehmen?
In Augsburg gehen gleich acht OB-Kandidaten gegen CSU-Amtsinhaber Kurt Gribl ins Rennen, der sich schon auf eine Stichwahl einstellt. In Nürnberg dagegen sagt auch die CSU, es müsste ein Wunder geschehen, damit sie den beliebten SPD-OB Ulrich Maly ablösen kann. In Ingolstadt ist das Rennen offener: Der populäre CSU-Oberbürgermeister Alfred Lehmann tritt nicht mehr an. Kronprinz Christian Lösel (39) muss sich bei den Bürgern erst bekannt machen, seine Gegenkandidatin, die Unternehmerin Veronika Peters (früher Freie Wähler, jetzt SPD), hat durchaus Chancen.
Auch in Regensburg rechnet sich die SPD Chancen aus, wo der langjährige CSU-Rathauschef Hans Schaidinger aufhört. In Würzburg hat die SPD zusammen mit den Grünen den ersten arabischstämmigen Bürgermeisterkandidaten Deutschlands aufgestellt: Muchtar al-Ghusain.
Ein Trend lässt sich auf jeden Fall schon ablesen: Die Räte werden noch bunter, die Dominanz der etablierten Parteien bröckelt. In Kitzingen etwa stellen CSU und SPD 11 der 30 Stadträte (Grüne oder FDP null), die Mehrheit kommt aus acht verschiedenen Bürgergruppen.