Wo die MVG ihr Angebot ausdünnt - und was Kritiker dazu sagen

München - Eigentlich sollen der Öffentliche Nahverkehr und die Radwege so gut ausgebaut werden, dass die Münchner auf ein eigenes Auto verzichten können.
Bei der MVG spricht man von zu geringen Tarifanpassungen
Dieses Ziel steht in der Mobilitätsstrategie der Stadt. Allerdings könnte es schwer werden, es zu erreichen. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) plant im nächsten Jahr, einige Linien ganz zu streichen und den Takt massiv auszudünnen.
Grund ist: Das Geld fehlt. Zwar sind die Ticketpreise gestiegen, aber aus Sicht der MVG reicht das noch nicht. Durch "zu geringe Tarifanpassungen" sei das Angebot "strukturell unterfinanziert", antwortet ein Sprecher der MVG auf Nachfrage der AZ.
Das Unternehmen sehe sich deshalb gezwungen, "vorsorglich Leistungsanpassungen zur Kostensenkung vorzuschlagen" - und zwar aus "unternehmerischer Verantwortung" heraus. Sowohl Tram-, U-Bahn- als auch Buslinien sind von den Kürzungen betroffen.
Diese Expressbusse stehen zur Disposition
Schon ab Mitte Juni soll der Expressbus X98 vom Hauptbahnhof zum Tierpark entfallen. Auch die Expressbus-Linie X30 vom Harras zum Arabellapark und den Expressbus X35, der durch Moosach, Milbertshofen und Schwabing fährt, plant die MVG abzuschaffen. Die Linie 151 zwischen Solln und dem Westfriedhof könnte gestrichen werden.
Außerdem will die MVG auf einigen Linien den Takt ausdünnen - etwa auf der Buslinie 55 vom Ostbahnhof nach Putzbrunn und auf der Linie 57 vom Laimer Platz nach Freiham.
Auf der Linie 58 und 68 soll der Bus vom Hauptbahnhof bis zur Silberhornstraße bloß noch alle zehn und nicht mehr alle fünf Minuten fahren.
Keine Tram 29 zwischen Hauptbahnhof und Willibaldplatz mehr?
Sogar bei Tram- und U-Bahn-Verbindungen will die MVG sparen: Auf der U4 soll es keinen Fünf- Minuten-Takt mehr geben. Auf der U6 will die MVG zwischen Münchner Freiheit und Harras den Dreieinhalb-Minuten-Takt wieder abschaffen und zum Fünf-Minuten-Takt zurückkehren.
Bei den Trambahnen und bei den Metrobussen soll der Zehn-Minuten-Takt nach 20 Uhr entfallen. Außerdem soll keine Tram 29 zwischen Hauptbahnhof und Willibaldplatz mehr fahren.
CSU-Chef Pretzl: "Die Kürzungen gehen in eine ganz falsche Richtung"
Der CSU gefallen diese Pläne gar nicht. Die Stadtratsfraktion beantragt deshalb, dass der MVG die Kürzungen zurücknehmen soll. Gegebenenfalls solle die Stadt die MVG finanziell mehr unterstützen, so die CSU.

"Die Kürzungen gehen in eine ganz falsche Richtung", sagt CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. Ihn stört besonders, dass Trams und Busse nach 20 Uhr nicht mehr alle zehn Minuten fahren sollen. "Wenn wir mehr Menschen für den ÖPNV begeistern wollen, müssen wir das bisherige Angebot sogar noch ausweiten und nicht etwa verkleinern", findet er.
Auch vom Verkehrsexperten in der SPD-Fraktion Nikolaus Gradl kommt Kritik: "Wir wollen die Verkehrswende, keinen Rückschritt."
Auch die MVG betont, dass sie sich das Gegenteil, nämlich einen Ausbau des Angebots, wünsche. Ob die Kürzungen tatsächlich kommen, liegt nun in der Hand des Stadtrats. Fließt mehr Geld von der Stadt, will die MVG die Pläne zurückziehen. Doch wie der Haushalt aussieht, sei erst im Juli absehbar, so Gradl.