WM in Katar: Kein Public Viewing im Münchner Olympiapark
München - Fußballfans werden in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft in Katar wohl kaum größere Public-Viewing-Möglichkeiten in München haben. Veranstalter, die in der Vergangenheit entsprechende Angebote gemacht haben, wollen sich heuer zurückhalten.
Einerseits sehen die Verantwortlichen wenig Interesse an Open-Air-Veranstaltungen in den kalten Monaten. Andererseits besteht Skepsis wegen des umstrittenen Veranstalters Katar.
WM 2022: Kein Public Viewing im Olympiapark
So wird es in München dieses Mal keine entsprechenden Veranstaltungen im Olympiapark geben. Public Viewing sei in diesem Jahr zur WM nie vorgesehen gewesen. "Allein schon durch die Zeit im November und Dezember macht ein Public Viewing im Freien wenig Sinn", sagt Tobias Kohler, der Sprecher der Olympiapark-Gesellschaft der dpa.
Diese Entscheidung wurde schon frühzeitig gefällt, insofern habe die Frage eines Katar-Boykotts gar keine Rolle gespielt. Die Innenräume im Olympiapark seien während der WM auch gut vermietet, so dass Innenveranstaltungen keine Option seien. Zudem wies Kohler darauf hin, dass auch schon in den vergangenen Jahren das Interesse an Public Viewing zurückgegangen sei.
ÖDP fordert WM-Boykott auf städtischem Gelände
Vergangene Woche forderte die Stadtratsfraktion der ÖDP/München-Liste, dass es während der WM in München keine Public-Viewing-Events auf städtischem Gelände geben soll. Als Beispiel führt die Fraktion in ihrem Antrag das Olympiastadion und die Theresienwiese an.
Die Landeshauptstadt solle sich demnach mehreren französischen Städten anschließen, die die Winter-WM in Katar bereits boykottieren und kein Public Viewing gestatten.
"Als Landeshauptstadt München hatten wir selbstverständlich bei der Vergabe der WM kein Mitspracherecht. Dennoch sollten wir uns der internationalen Bewegung anschließen, diese WM zu boykottieren und ein Zeichen für Menschenwürde, Gleichberechtigung und Umweltschutz setzen", so Tobias Ruff von der ÖDP.
Aber nicht nur im Olympiapark, auch in zahlreichen Münchner Gastrobetrieben bleibt bei dieser WM der Bildschirm schwarz. So teilten die Betreiber des Park Café in der Sophienstraße in den Sozialen Medien mit, dass dort in diesem Jahr keine WM-Spiele gezeigt werden.
"Wir haben im Park Café seit den 90er Jahren alle großen Fußballturniere gezeigt. Dieses Jahr können wir das nicht mit unserem Gewissen und den heutigen Schwerpunkten vereinbaren", heißt es im Beitrag. Und weiter: "Daher haben wir uns als eine der Top Fußball-Locations in München dafür entschieden die WM nicht zu zeigen."
Stadion an der Schleißheimer Straße: Public Viewing mit Bauchschmerzen
Im Vergleich zum Park Café werden im Stadion an der Schleißheimer Straße Live-Spiele der WM zu sehen sein, auch wenn diese Entscheidung den beiden Geschäftsführern Holger "Holle" Britzius (47) und Michael "Michel" Jachan (53) durchaus Bauchschmerzen bereitet.
"Wir werden die Spiele zeigen, alle! Der Hauptgrund ist, und da sind wir komplett ehrlich, wir können es uns nicht leisten, einen Monat dicht zu machen. Das geht einfach nicht – schon gar nicht nach der Pandemie. Das betrifft uns, aber auch unsere Mitarbeiter. Von der Energiekrise brauchen wir gar nicht zu reden…", so die beiden Gastronomen in einem AZ-Interview.
"Wir sind eine Fußballkneipe, wir sind rein auf Fußball ausgerichtet. Wir haben auch nur offen, wenn Fußball läuft oder Veranstaltungen stattfinden. Wir sind keine Kneipe, wo man einfach mal so auf ein Bier hingeht. Der Fußball macht uns aus. Es ist keine leichte Entscheidung – wir sind mit uns selbst im Zwiespalt! Wären wir finanziell nicht abhängig, würde die Moral zu 100 Prozent siegen".
"Im 'Obacht' wollen wir keinen verdammten Cent mit dieser WM verdienen!"
Ein bisschen boykottieren Britius und Jachan die WM aber dann doch. Im Wirtshaus Obacht, welches das Duo 2017 eröffnet hat und in dem bisher die Spiele der deutschen Nationalmannschaft übertragen wurden, werden bei dieser WM keine Spiele gezeigt.
"Im 'Obacht' wollen wir keinen verdammten Cent mit dieser WM verdienen!", so die beiden Gastronomen.
Am 20. November beginnt die Fußball-WM in Katar. Erstmals wird eine Endrunde im Winter ausgespielt, was bei vielen für Unmut sorgt. Vor allem aber steht das Turnier in der Kritik, weil dem Emirat unter anderem massive Verletzungen von Menschenrechten beim Bau der Stadien und der Organisation vorgeworfen werden. Insbesondere ein unmenschlicher Umgang mit Gastarbeitern wird den WM-Verantwortlichen vorgeworfen.
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