WM-freie Zonen in München: Hier entkommen Sie dem Fußball-Wahnsinn

Der Sport ist unfair, Russland eine Autokratie und Cristiano Ronaldo ein Steuerbetrüger: Es gibt viele Gründe, die Weltmeisterschaft nicht zu schauen. Was Sie stattdessen tun können.
Anja Perkuhn |
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Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland nicht anschauen – geht das? Klar! Sogar richtig gut!
dpa, imago Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland nicht anschauen – geht das? Klar! Sogar richtig gut!

München - Schwarz-rot-goldene Billigschminke im Gesicht und vier Wochen lang Paprikachips als Hauptmahlzeit sind nicht jedermenschs Sache – und egal, was Kolleginnen, Väter und der Supermarkt-Katalog sagen: Niemand muss sich für Fußball interessieren.

Nun wäre es ein Leichtes, sich in den vier Turnierwochen (Finale: 15. Juli) in der Wohnung zu verbarrikadieren und die übertragenden Fernsehsender großzügig zu meiden – alle Sender kochen zum Beispiel während des Sommers ja immer gern die großen Klassiker auf.

Aber das muss gar nicht sein: Auch während der WM kann man sich in der Stadt bewegen, ohne sich mit passivem Abseits und falschem Neuner auseinandersetzen zu müssen. Wir haben ein paar Tipps zusammengetragen.

Außerdem sei noch erwähnt, dass vor einer Woche die Opernfestspiele in München begonnen haben. Hochbezahlte Stars, hochdramatische Gesten und hochmotivierte Russen: alles dabei. Genau wie bei der WM. Nur ohne Putin.


Einfach mal entspannen

Wie besonders schön ist das Schlendern, wenn einem nicht ständig ein Radler über den Zeh braust – und wie schön das Radeln, wenn kein unachtsamer Fußgänger zwischen die Speichen gerät: Einfach mal wieder entspannt unterwegs sein.

Im Englischen Garten zum Beispiel – und dann irgendwann einkehren im japanischen Teehaus (Prinzregentenstr. 1, nächste Teezeremonien: 14. und 15. Juli beim Japanfest, 14, 15, 16 und 17 Uhr und auf Anfrage: kanshoan@urasenke-muenchen.de oder 089 22 43 19).

Außerdem richtig entspannt wird es mit weniger Konkurrenz bei der Suche nach den versteckten Schätzen auf den Hofflohmärkten: Die gastieren nämlich in den nächsten Wochen unter anderem wieder in Bogenhausen (22. Juni, 17-22 Uhr) und Sendling (23. Juni, 10-16 Uhr). Weitere Termine unter: hofflohmaerkte.de.

Die Biergärten der Stadt lassen sich die Möglichkeit auf torfreudentrunkenen Extra-Umsatz natürlich nicht nehmen – die meisten beschränken sich immerhin darauf, nur die Spiele der deutschen Mannschaft zu zeigen.


Trikots verboten

Traditionell hat sich das Café Kosmos zur WM-Verbotszone erklärt, und genau, wie zur Wiesn niemand in Tracht eingelassen wird, ist's jetzt mit Trikots (Dachauer Str. 7, täglich 12-1 Uhr).

Ähnlich halten es das Baader Café (Baaderstraße 47, täglich 9.30-1 Uhr) und die Favorit Bar (Damenstiftstraße 12, täglich 21-2 Uhr).

Das isländische Café Blá zeigt keine Spiele, weil es "für alle Unterstützer der isländischen Fussballmannschaft nicht groß genug ist" (Lilienstr. 34, tägl. 9-18 Uhr).

Auf die WM verzichten auch das Mittelalter-Restaurant Welser-Kuche (Residenzstr. 27) – und das italienische Restaurant Punto DiVino (Sendlingerstr. 62).


Die andere WM

Die Beachvolleyballplätze der Stadt sind normalerweise immer gut gebucht – während des Turniers ist es viel leichter, einen Termin zu bekommen.

Zum Beispiel auf der Anlage der TU im Olympiapark (tägl. 9 bis 21 Uhr, zhs-muenchen.de). Vom 9. bis 13. Juli findet dort außerdem die Studierenden-Volleyball-Weltmeisterschaft statt.

Und vom 22. bis 24. Juni gibt es im Olympiapark Munich Mash zu sehen: Action Sport von Skateboarding bis Mountainbiking.


Ob mit Dach oder ohne

Macht es Sie auch nervös, wenn Sie einen Film ansehen wollen – und das Kino hat keine Platzkarten? Wer weiß, ob man nebeneinander sitzen kann oder ob am Ende nur ein Platz hinter der Säule übrig ist… In diesen Wochen ist das alles kein Problem: Das Münchner Filmmuseum zeigt noch bis Sonntag eine Retrospektive des polnischen Regisseurs Jerzy Skolimowski, seit gestern läuft "Am Strand" in den Kinos, der neue Film mit "Lady Bird"-Star Saoirse Ronan, und am 27. Juni beginnt das Filmfest München mit Parties, Workshops, Diskussionen und Emma Thompson als Gast (filmfest-muenchen.de, bis 7. Juli).

Auf der Leinwand von Kino, Mond und Sterne im Westpark flimmert jeden Abend ein Film – zum Beispiel (Achtung, festhalten) der Schmacht-Klassiker "Dirty Dancing" am 30. Juni.

Das Freiluftkino im Olympiapark ist ähnlich schön – an Spieltagen des deutschen Teams sollten Sie es allerdings meiden: Da laufen WM-Übertragungen.


Selbst aktiv werden

Mal nicht beim Richtungswechsel den großen Zeh vom Schwimmer auf der Nebenbahn in der Nase haben: Hach, wie sich die Hallen- und Freibäder (swm.de) der Stadt nun viel besser genießen lassen!

Gleiches gilt natürlich auch für die dazugehörigen Saunen, die Hamams (Mathilden Hamam, Mathildenstraße 5, 9-21 Uhr; Hamam Anatolia, Wirtstraße 1b, 10-22 Uhr; El Hamam, Albert-Roßhaupter-Straße 22, 10-19 Uhr) und Thermen – außer der in Erding, die die Spiele zeigt – (Aquariush, Hartmut-Hermann-Weg 2, 85716 Unterschleißheim, 9-22 Uhr; Phönix-Bad Ottobrunn, Haidgraben 121, 85521 Ottobrunn, 7.30-22.30 Uhr; Therme Bad Wörishofen, Thermenallee 1, 86825 Bad Wörishofen, 10-22 Uhr), bei denen man es sich sonst oft dreimal überlegt, ob man sich am Sonntag noch hineinwagt.

Und wenn die Finger nach tagelangem Schwimmen ganz schrumpelig sind: Wie wär's mit Trampolinspringen im AirHop Trampolinpark (Ingolstädter Straße 172, 12-21 Uhr, Sa./So. 9-22 Uhr) oder Minigolf (Am Langwieder See, Eschenrieder Str. 128, 13.30-20 Uhr; Olympiapark, Spiridon-Louis-Ring 21, 12-20 Uhr)?


Schlösser ohne Tore

Sportliche Großveranstaltungen wie die WM nehmen die Staatlichen Antikensammlungen zum Anlass, die kulturgeschichtlichen Wurzeln des Sports zu betrachten – in der Ausstellung "Größer kein Ruhm – Kleine Bilder vom Sport" (Königsplatz 1, Do-Di. 10-17 Uhr, Mi. 10-20 Uhr, bis 29. Juli).

Die zentrale Ausstellung "Du bist Faust. Johann Wolfgang von Goethe Drama in der Kunst" in der Kunsthalle widmet dem (fußballfernen) Drama 150 Werke – von Gemälde bis Film und Fotografie (Theatinerstraße 8, tägl. 10-20 Uhr, bis 29. Juli).

Sehr speziell wird's bei "Die Kanne – Der Inhalt - Das Objekt" in der Galerie für Angewandte Kunst (Pacellistraße 6-8, Mo.-Sa. 10-18 Uhr, bis 30. Juni).

Und am 29. Juni wird der Königsbau der Residenz wiedereröffnet, mit Kunstschätzen der fürstlichen Sammlungen aus vier Jahrhunderten. An diesem Schlössertag ist der Eintritt frei (Residenzstr. 1, 14-22 Uhr). Die Bayerische Schlösserverwaltung verspricht: "Unsere Besucher können sichergehen, dass unsere Museen fußballfreie Zonen sind."

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