Wirtschaft in Bayern: Es schäumt wieder

Jetzt ist’s erwiesen: Bayerns Wirtschaft hat die Krise überstanden. Das ist vor allem der Industrie und dem Export zu verdanken. Erwartet werden ein Wachstum von 3,5 Prozent – und neue Jobs
von  Abendzeitung
Jetzt ist’s wieder gut gezapft: Der so genannte Weißbier-Index der bayerischen Wirtschaft ist um 53 Prozentpunkte gestiegen. Na, dann: Prost!
Jetzt ist’s wieder gut gezapft: Der so genannte Weißbier-Index der bayerischen Wirtschaft ist um 53 Prozentpunkte gestiegen. Na, dann: Prost! © AZ / Imago

MÜNCHEN - Jetzt ist’s erwiesen: Bayerns Wirtschaft hat die Krise überstanden. Das ist vor allem der Industrie und dem Export zu verdanken. Erwartet werden ein Wachstum von 3,5 Prozent – und neue Jobs

Es hat schöne Tradition in Bayern, den Erfolg der Wirtschaft im Land anhand eines Weißbierglases zu illustrieren. Zuletzt, in Zeiten der Krise, war das ein eher unerfreulicher Anblick. Knapp halb voll war das Glas, das Bier schien lack zu sein.

Jetzt schäumt es wieder. Der Index (Höchstwert: 200 Punkte) ist in der neuesten Erhebung um 53 auf 141 Punkte angestiegen. Das Glas ist wieder fast so voll wie vor der Krise. Das heißt: Die Konjunktur in Bayern erholt sich „schneller als erwartet“, wie Randolf Rodenstock erklärt, der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Er ist der zweithöchste Wert seit dem Vorkrisenjahr 2007 (153 Punkte).

„Auf dem Arbeitsmarkt ist die Wirtschaftskrise überwunden“, sagt Rodenstock, „wir haben inzwischen in Bayern weniger Arbeitslose als vor der Krise.“ In einigen Regionen herrsche „faktisch Vollbeschäftigung“. Die Unternehmen signalisierten, das sie in den kommenden Monaten mehr Personal einstellen wollten.

Für 2010 erwartet die Vereinigung für Bayern ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Aber nicht alle Branchen florieren in gleichem Maße. Knapp die Hälfte der befragten Verbände beurteilten die Geschäftslage in diesem Jahr als gut, weniger als zehn Prozent als schlecht. Darunter Bekleidung, Druck und Medien.

Die Vereinigung hat die Unternehmen zur Situation und den Prognosen befragt und daraus den Index berechnet (von 0 bis 200). Das ergab: Die Lage hat sich seit dem Frühjahr deutlich verbessert, der Lage-Index kletterte um 66 auf 148 Punkte. Auch die Zukunft sehen viele Unternehmen rosiger: Plus 22 Punkte auf 147. „Wir kommen von der Intensivstation auf die Reha“, diagnostiziert Rodenstock. „Es waren vor allem die Industrie und der Export, die uns aus der Krise geführt haben.“

Die Exporte lagen um 18 Prozent über dem Vorjahr und nur knapp unter dem Niveau von 2008. Die bayerischen Industrieunternehmen erwirtschafteten 2009 insgesamt 48,9 Prozent ihres Umsatzes im Ausland (überwiegend in Wachstumsmärkten wie China oder Südkorea). In den übrigen Bundesländern waren es 42,8 Prozent.

Rodenstock erklärt, nun würden jene Aufträge kommen, die in der „Schockstarre“ der Krise storniert wurden. Aber: „Wir befinden uns immer noch im Aufholprozess“.

Im Aufschwung seien bis jetzt zwei Drittel der Einbußen aus den Krisenjahren wettgemacht worden. Nur zehn Prozent der Firmen gäben für die Zukunft negative Prognosen aus. Rodenstock: „Zum Jahresende 2011 könnten wir wieder auf dem Vorkrisen-Niveau sein.“

Verdienen die Mitarbeiter also künftig mehr? Da blockt Rodenstock: Als die Produktion 2009 „massiv gesunken“ und Unternehmensgewinne eingebrochen seien, habe keiner von Lohnsenkung gesprochen. Bayern liege beim Bruttoinlandsprodukt knapp drei Prozent unter dem Niveau des ersten Quartals 2008, die Tariflöhne lägen aber um 2,7 Prozent darüber. Rodenstock findet: „Kräftige Lohnerhöhungen passen nicht in die Landschaft.“ Willi Bock

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