"Wirklich bitter": Wieder meldet ein Traditionsunternehmen Insolvenz an – die Lage in München

Der Modehändler für Best-Ager hat Insolvenz angemeldet und bemüht sich um eine Rettung per Schutzschirm. Die Münchner Filiale am Rindermarkt soll aber erstmal geöffnet bleiben.
von  Irene Kleber
Das Modeunternehmen Peter Hahn hat Insolvenz angemeldet – die Münchner Filiale am Rindermarkt bleibt trotzdem geöffnet und richtet sich aufs Weihnachtsgeschäft ein.
Das Modeunternehmen Peter Hahn hat Insolvenz angemeldet – die Münchner Filiale am Rindermarkt bleibt trotzdem geöffnet und richtet sich aufs Weihnachtsgeschäft ein. © Irene Kleber

München - Bei Hallhuber in der Fußgängerzone läuft der bittere Ausverkauf der letzten Kleider, Blusen und Schuhe, inzwischen sind die zwei Filialen in der Kaufingerstraße und am Marienplatz so gut wie leergeräumt.

Jetzt geht das Beben im Bekleidungshandel weiter – und nochmal trifft es ein prominentes Geschäft in bester Lage in der Münchner Innenstadt: Die Modekette Peter Hahn, spezialisiert auf Best-Ager-Mode für Damen, hat Insolvenz angemeldet und will sich über ein "Schutzschirm"-Insolvenzverfahren sanieren.

Peter Hahn mit Filiale in prominenter Münchner Lage

Zu den 14 Filialen des schwäbischen Traditionsunternehmens (gegründet 1964) gehört auch das Münchner Geschäft am Rindermarkt, direkt neben dem historischen Löwenturm aus Backstein. Dort sieht es am Mittwochmittag, wenige Stunden, nachdem die Insolvenznachricht öffentlich wurde, aus, als gebe es keine schlechten Nachrichten.

"Herzlich willkommen", steht an der Tür des rundum verglasten Geschäfts, und: "Es gibt viel zu entdecken". Die Fenster sind weihnachtlich dekoriert, auch drinnen erinnern adventlich glitzernde Deko-Packerl zwischen Cashmere-Pullovern, Seidenkleidern, Wollschals und Strickmode daran, dass die Stadt bald in einen kollektiven Weihnachtskaufrausch verfallen wird.

Verkäuferin: "Für unseren Laden bleibt alles so, wie es ist"

Verkäuferinnen huschen emsig die Treppe in den ersten Stock hinauf und hinunter, beraten Kundschaft, kassieren ab. Wie es der Belegschaft geht mit den Neuigkeiten? "Uns geht es gut", sagt eine der Damen und lächelt tapfer, "für unseren Laden bleibt alles so, wie es ist." Man bleibe jedenfalls erst mal geöffnet wie gewohnt.

"Hoffentlich", sagt Stammkundin Angelika L., die gerade eingekauft hat, "weil Peter Hahn gute Qualität zu normalen Preisen" habe, es wäre "wirklich bitter", wenn das nächste ihrer Münchner Lieblingsgeschäfte verschwinden würde. "Weil dann brauche ich bald gar nicht mehr in die Stadt reinfahren und kann gleich daheim in Gröbenzell in der Bahnhofstraße einkaufen."

Auch Stadträtin Ulrike Grimm (CSU), die gerade vorbeispaziert, sieht besorgt aus. Sie habe hier jahrelang gerne Geschenke für ihre Mutter eingekauft, "die Qualität der Sachen ist einfach toll". Und außerdem: "Was käme denn wohl als Nächstes an diesen Standort, wenn Peter Hahn rausginge? Wollen wir noch einen Fast-Food-Laden am Rindermarkt? Ich hoffe nicht."

Für die Kunden soll zunächst kaum etwas zu merken sein

Rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen Peter Hahn, das über seinen Versandhandel seine Produkte in zehn europäische Länder verkauft, bei zuletzt einem Jahresumsatz von rund 350 Millionen Euro. Über eine langfristige Neuaufstellung und Neufinanzierung des Modehändlers gebe es seit Monaten Verhandlungen mit Investoren. Bis Anfang nächsten Jahres sollen die Bemühungen abgeschlossen sein, heißt es in einer Mitteilung.

Und: Für die Kunden soll die Neuaufstellung zunächst kaum zu merken sein: Alle Filialen von Peter Hahn sollen offen bleiben. Auch die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sollen über die nächsten Monate gesichert sein, gleiches gelte für laufende und neue Bestellungen. Man wird sehen.

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