Wird die Maßkrug-Affäre zum Wiesn-Hit?

MÜNCHEN - Egal ob 46 Prozent oder zwei Promille – Günther Becksteins Maßkrug-Affäre hat beste Chancen zum neuen Wiesn-Hit zu avancieren.
Ohne ihn wären die goldene Zeit des Deutschen Schlagers weitaus glanzloser gewesen: Christian Bruhn komponierte „Marmor Stein und Eisen bricht“ (Drafi Deutscher), „Ein bisschen Spaß muss sein“ (Roberto Blanco), „Zwei kleine Italiener“ (Conny Froboess) und dutzende weiterer Nummer-1-Hits. Dieses Jahr könnte ihm ganz ungewollt der Wiesnknaller gelingen – mit Hilfe von Günther Beckstein.
Denn unter seinem Pseudonym Wolfgang Weinzierl hatte Bruhn für die Gruppe Kaiserlich Böhmische den Song „Gehn wir zu mir (Holladi-Ho)“ geschrieben und „Bier ist kein Alkohol“ für die B-Seite beigesteuert. Doch dann kam Becksteins legendärer Spruch über Biergenuss und Fahrtüchtigkeit, und Musikproduzent Erwin Fliegel (Phonosound) nahm die „Maßkrug-Affäre“ dankbar auf. „Wir haben dem Song nun den Untertitel ,Das Beckstein-Lied’ gegeben und hoffen auf den Durchbruch beim Oktoberfest“, sagt Fliegel. Er nutzte noch den Vorwiesnfreitag, um die Bands auf die neuen Verhältnisse einzuschwören.
Bruhn ist ein gebremst euphorischer Wiesngänger. „Als ich vor 52 Jahren aus Hamburg nach München kam, war auf dem Oktoberfest die Musik leise und man konnte sich wunderbar mit den Menschen unterhalten. Heute muss man sich anschreien“, sagt der 74-Jährige, aber er beschwert sich nicht. Schließlich werden ja auch seine Lieder von „Heidi“ bis „Wickie“ immer wieder von den Kapellen gespielt. „Ein tolles Erlebnis. Die machen das ja freiwillig!“
Ob es auch mit dem „Beckstein-Lied“ klappt? „DJ Ötzis ,Stern’ und Donikkls ,Fliegersong’ sind natürlich schwer zu toppen“, sagt Bruhn. „Angeblich hat ja auch der Ralph Siegel ein neues Wiesnlied gemacht, aber das kenn ich nicht.“ Er nimmt den Wettkampf ohnehin gelassen: „Das ist ein Spaß - mehr nicht. Man kann einen Hit nicht planen, auch keinen Wiesnhit.“
Nur wenige Male hatte er direkt nach einer Aufnahme das Gefühl, etwas Besonderes geschaffen zu haben. So bei „Liebeskummer“ (Siw Malmkvist), „Wunder gibt es immer wieder“ (Katja Ebstein), oder Drafi Deutschers unverwüstlichem Gassenhauer. Im Falle eines neuen Hits will sich der „eingefleischte Sozialdemokrat“ Bruhn großzügig zeigen: „Wenn ich mit dem Lied den Wiesnhit lande, dann bekommt der Beckstein eine kleine Parteispende von mir“.
Die Hits zum Anhören
"Gehn wir zu mir (Holladi-Ho)"
Volker Isfort