Wirbel um Umbenennung: Stadtrat entscheidet über Straßennamen

München - Der Franz-Josef-Strauß-Ring steht auf der Liste, ebenso wie die Erich-Kästner- und die Martin-Luther-Straße. Auch vermerkt sind die Kardinal-Faulhaber-Straße, die Richard-Wagner-Straße oder der Kolumbusplatz. Konkret geht es um Straßennamen, die Historiker als problematisch eingeordnet haben – etwa, weil sie nach Nazis oder Rassisten benannt sind.
Insgesamt soll es um Hunderte Straßennamen gehen, die auf der Liste vermerkt sind, sagt ein Stadtrat der AZ. Vorausgegangen war ein Antrag der SPD, in dem die Fraktion forderte, dass "historisch belastete Straßennamen" geprüft werden sollen – um sie, möglicherweise, ändern zu lassen.
CSU-General Blume: "Skandalöser Vorgang"
Darunter eben auch der Name von Franz Josef Strauß, der in Afrika auf Jagdsafaris auf Antilopen geschossen und in dem Zusammenhang gesagt haben soll: "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten". Dass durch die Liste "herausragende Persönlichkeiten in den Schmutz gezogen werden", sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume im Gespräch mit der AZ. Er sprach am Montag von einem "skandalösen Vorgang" – und forderte OB Dieter Reiter (SPD), in dessen direkte Verantwortung das Stadtarchiv fällt, dazu auf, "den Unsinn zu beenden und sich zu entschuldigen".
Das Stadtarchiv bestätigt, dass nach Beauftragung des Stadtrats 2016 eine Liste mit Straßennamen erstellt wurde. Hierauf seien 320 Straßennamen mit Kommentierungsbedarf identifiziert worden. Darüber hinaus sei eine Liste mit 40 Straßennamen erstellt worden, bei denen das Stadtarchiv einen erhöhten Diskussionsbedarf sehe, teilt ein Sprecher mit. Der Franz-Josef-Strauß-Ring etwa, sei jedoch "nie für Umbenennungen vorgeschlagen" worden. Und auch die Frage von Kommentierungen sei noch nicht geklärt, heißt es weiter aus dem Stadtarchiv. Die abschließende Entscheidung treffe der Stadtrat.
Franz-Josef-Strauß-Ring dürfte den Namen behalten
Auch SPD-Fraktionschef Christian Müller glaubt: "Dass der Franz-Josef-Strauß-Ring tatsächlich umbenannt wird, kann ich mir nicht vorstellen." Dass die nach dem NS-Anhänger und ehemaligen Bürgermeister Alois Wunder benannte Straße in Pasing einen neuen Namen bekommen soll, schon eher. Eine Umbenennung wünscht er sich ebenso bei der Hilblestraße. Der einstige Verwaltungsbeamte Friedrich Hilble war bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein Befürworter der Pflichtarbeit für Erwerbslose und von Kürzungen im Sozialbereich, später stützte er das System der Nazis.
Grünen-Fraktionschef Dominik Krause findet in der Diskussion vor allem das politische Vorgehen schäbig, im Vordergrund Namen wie Franz Josef Strauß zu nennen. Er spricht von "unseriösen Scheindebatten", die hier geführt würden, um davon abzulenken, dass man in München weiterhin "Verbrecher ehrt", nach denen Straßen benannt werden – wie eben Hilble oder Wunder.
Einige Straßen in München tragen Namen von Antisemiten
Die Grüne Jugend hatte schon in ihrer Mitgliederversammlung im November 2013 beschlossen, dass Straßennamen umbenannt werden sollen, die nach Kolonialverbrechern oder Antisemiten benannt sind. Dabei ging es etwa um die Wißmannstraße, die Dominikstraße, die Von-Gravenreuth-Straße und die Bennigsenstraße.