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Wirbel um 120 Sonnenplätze am Frauenplatz: Kein Platz am Dom?

Die Wirte schäumen, weil das Ende der Freischankfläche am Münchner Frauenplatz droht. Warum das plötzliche Aus? Alle Hintergründe.
von  Kimberly Hagen
Viel Platz - und doch kein Platz für die Sonnenplätze? Der Bestuhlung an der Dom-Mauer (rote Fläche) droht das Aus.
Viel Platz - und doch kein Platz für die Sonnenplätze? Der Bestuhlung an der Dom-Mauer (rote Fläche) droht das Aus. © Sigi Müller

München - Es waren nur zwei, drei Zeilen - doch die hatten es in sich. Die Wirte am Frauenplatz bekamen kürzlich Post vom Planungsreferat, mit dem Hinweis, dass sie ihre Freischankflächen am Dom bis zum 31. März räumen sollen.

"Ein Schock", sagt Wirt Berndt Mencner vom Nürnberger Bratwurst Glöckl am Dom zur AZ, "gerade in diesen Zeiten - nach Corona und den vielen Einschränkungen. Ausgerechnet die so beliebten Sonnenplätze sollen wegfallen." "Eine Sauerei!", nennt es Nachbar Sepp Krätz (Andechser am Dom). Und meint: "Das darf nicht passieren." Auch Peter Schmutzer vom Augustiner am Dom möchte freilich die Bestuhlung an der Mauer der Frauenkirche behalten: "Das sind wirklich die besten Plätze."

Sepp Krätz vom Andechser.
Sepp Krätz vom Andechser. © imago images/Lindenthaler

Aber: Was ist da überhaupt los?

Warum gibt's plötzlich keinen Platz mehr für die Plätze am Dom?

Insgesamt geht es um 120 Sitzplätze. Die drei Lokale Andechser, Augustiner und Bratwurst Glöckl haben zwar jeweils auch ihre Terrassen vor den Lokalen, doch die Plätze an der Dom-Mauer haben tatsächlich die längste Zeit Sonne. Zuständig für diese begehrten Sonnenplätze ist aber nicht die Kirche, sondern die Stadt.

Die begehrtesten Sitzplätze in der Sonne könnten schon nach Ostern wegfallen - die Wirte hoffen auf ein "dauerhaftes Happy End".
Die begehrtesten Sitzplätze in der Sonne könnten schon nach Ostern wegfallen - die Wirte hoffen auf ein "dauerhaftes Happy End". © Sigi Müller

Auf AZ-Anfrage heißt es von KVR-Sprecherin Petra Weber: "Die Freischankflächen auf öffentlichem Grund entlang der Fassade der Frauenkirche wurden zunächst temporär coronabedingt genehmigt. Vor der Ausreichung dauerhafter Genehmigungen ist - insbesondere bei der Nähe zu einem der Wahrzeichen Münchens - auch der Denkmalschutz und die Stadtgestaltung einzubinden. Derzeit finden hier noch Prüfungen statt. Daher werden die Flächen vorerst bis Ostern, 18. April, weiterhin geduldet und die Gastronomiebetriebe wurden hierüber entsprechend informiert."

Das bestätigen die Wirte. Sepp Krätz vom Andechser meint hierzu: "Diese Verlängerung ist schon mal klasse, ein dauerhaftes Happy End wäre natürlich noch viel besser. Es ist doch schön, wenn nach der langen Pandemie-Pause wieder ein bisserl mehr Leben in der Stadt ist."

Droht den Sonnenplätzen nach Ostern das Aus?

Lokalpolitik-Urgestein Wolfgang Püschel (SPD) vom Bezirksausschuss 1 (Altstadt-Lehel) sagt zur AZ: "Ich verstehe natürlich die Wirte, die ihren Plätze gerne behalten möchten. Doch es gibt auch mehrere Gründe - kulturelle, soziale und denkmalschützende -, die dagegen sprechen. In der Zeit der Schanigärten war mehr erlaubt, doch diese Zeit läuft nun aus. Jetzt muss der Stadtrat entscheiden. Wir als SPD würden uns jedoch sicher nicht dagegen stellen."

Wolfgang Püschel vom BA.
Wolfgang Püschel vom BA. © SPD

Hendrik Steffens, Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats, teilt mit: "Vonseiten der Dompfarrei gibt es grundsätzlich keine Einwände gegen einen Gastronomiebetrieb in diesem Bereich, solange eine durchgängige und ungehinderte Zugänglichkeit aller Portale des Doms als Zugangs- und Fluchtwege sowie der Anlagen für den barrierefreien Zugang gewährleistet ist und die Feier der Gottesdienste und gottesdienstlichen Handlungen nicht gestört wird."

Da Ostern schon vor der Türe steht, hoffen die Wirte auf eine schnelle Einigung. BA-Püschel meint dazu: "Die Schanigärten wurden in zwei Tagen durchgewunken. Wenn der Wille da ist, kann es auch in der Politik mal schnell gehen."

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