Wir trauern um Dr. Martin Schäfer
Der langjährige Lokalchef und Autor der AZ ist im Alter von 80 Jahren verstorben.
München „Wotan“ war sein Codewort am Computer. Dem Wagner-Recken fühlte er sich tief verbunden. Bis hin zum letzten Akt: Dr. Martin Schäfer, der gebildete Opernfreund und langjährige Lokalchef der AZ, hat sich von der Bühne des Lebens verabschiedet. Zwei Monate nach seinem 80. Geburtstag ist er am vergangenen Montag verstorben.
Seine Promotion über Hugo von Hofmannsthal hätte den gebürtigen Ulmer für eine Karriere im Feuilleton empfohlen. Doch sein Weg über „Bild“, „Merkur“ und „tz“ – unterbrochen nur von einem Gastspiel bei der „Quick“ – begeisterte ihn zunehmend für die Münchner Politik.
Zu Beginn der 80er-Jahre übernahm er das Ruder am City-Desk der AZ und setzte fortan denkwürdige Zeichen. Recherchen aus seinem Ressort legten den Grundstein für den Sturz von Bayerns Ministerpräsident Max Streibl.
Mit exklusiven Hits wie der Festnahme der Mörder von Schauspieler Walter Sedlmayr trieb Schäfer die Konkurrenz vor sich her – und die Auflage hoch.
Mitstreiter schätzten „Dottores“ klare Ansage. Seine gepflegte Erscheinung öffnete ihm alle Türen. In Gesellschaft begeisterte er mit geistreichen Anekdoten und einem genialen Gedächtnis.
Seine Sprache war bühnenreif akzentuiert, sein Schreibstil schnörkellos sachbezogen. Extra für ihn schneiderte der Verlag später den Impressumsposten eines frei schwebenden Autors.
Noch im Ruhestand reüssierte der Verfasser großer Wittelsbacher-Biographien mit aktuellen Sonderseiten.
So ein Leben im täglichen Sprint zur gefürchteten Deadline, dem Andruck, hinterlässt seine Spuren. Und Martin Schäfer hat sich keinen Stress erspart. Das machte den Doktor zunehmend zum Fall für die Mediziner und zu ihrem Dauergast.
Im Februar dann der letzte Kollaps: Drei Monate ringt Martin Schäfer zäh um sein Leben. Tapfer und aufrecht wie ein Zinnsoldat, und doch chancenlos. Er stirbt im Glauben, dass es weitergeht. Wotan bis zuletzt.
Die Trauerfeier für Dr. Martin Schäfer findet am Donnerstag statt, 7. Mai 2015, um 10 Uhr in der Aussegnungshalle
des Münchner Ostfriedhofs, St.-Martin-Straße 41.
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