„Wir stehen die Tragödie zusammen durch“
MÜNCHEN - Nach dem Flugzeugunglück in Polen sind die hier lebenden polnischen Münchner erschüttert: Sie suchen Trost in der Sankt-Josephs-Kirche.
Vor dem Eingang zieht Waldemar G. das Kruzifix an seinem Hals zurecht. Es ist das erste Mal, dass der 24-Jährige den polnischen Gottesdienst in der Schwabinger St. Josephs-Kirche besucht. „Heute brauche ich Gleichgesinnte, die mit mir trauern“, sagt der Jurastudent. Sein Freund Rafal D. nickt. „Was ist der Grund für den Absturz? Das frage ich mich die ganze Zeit“, sagt er. Der 28-Jährige lebt seit Jahren in Deutschland, sorgt sich aber um seine Heimat. „Wir alle haben noch Familie oder Freunde dort. Wie sieht die Zukunft für sie aus?“
Die Frage kann Pfarrer Stanislaw Plawecki nicht beantworten: Er bittet die über 1000 Gläubigen in der St. Josephs-Kirche am Sonntagmittag um eine Schweigeminute. Danach liest er die Namen der Verstorbenen vor. Einige in der vollbesetzten Kirche tupfen sich Tränen von den Wangen. So auch Stanislawa Tabrowski. „Es ist eine Katastrophe für mein Land“, sagt die 62-Jährige. „Wir haben sowieso so viele Probleme.“
Die Trauer der polnischen Gemeinschaft ist groß: Hunderte haben sich in das Kondolenzbuch eingetragen, das im Polnischen Konsulat ausliegt. Und viele suchen den Kontakt zur Heimat, zur Familie. „Ich telefoniere viel mit meinem Mann in Polen“, sagt Beate Kaminska. Dort sind die Kirchen so voll, dass Messen auf öffentliche Plätze verlegt werden. „Mein Mann war schockiert, aber auch aufgewühlt. Da habe ich die Tragödie erst begriffen.“
In Gedanken bei seinen Landsleuten ist auch Marek Domin. „Es ist eine menschliche Tragödie, die Polen erschüttert.“ Er sei kein Anhänger der Brüder Kaczynski gewesen. „Ich habe eine andere Einstellung. Aber hier geht es um den Tod von so vielen Menschen. Das stehen wir zusammen durch.“ akk
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