"Wir kümmern uns": Das hat die Münchner SPD in ihrem neuen Bürgerbüro vor
München - In der Nähe vom Sendlinger Tor hat das „Morgenrot“ eröffnet. Und nein: Das ist keine Shishabar und auch kein Frühstückscafé. Das ist ein neues Bürgerbüro der Münchner SPD, direkt unter ihrer Parteizentrale am Oberanger.
Früher war dort ein Friseur, aber weil der sein Geschäft aufgab, konnte die SPD die Fläche übernehmen. Sie will dort an ihrem Kommunalwahlprogramm arbeiten und vor allem mit den Bürgern in Kontakt kommen. Jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr halten OB Dieter Reiter, Bürgermeisterin Verena Dietl (beide SPD) oder Stadträte der SPD eine Sprechstunde ab.
OB Reiter will Bürgern und Bürgerinnen Antworten geben
Möglichst nah am Bürger will die SPD hier sein, erklärte Reiter bei der Eröffnung am Donnerstagvormittag das Konzept. „Denn klar ist: Wenn wir bei Wahlen etwas reißen wollen, müssen wir unsere Position deutlicher erklären.“ Denn die SPD vertritt (zumindest laut Reiter) eben oft keine Meinung, die sich gut in einer Schlagzeile macht. Sie stehe für einen pragmatischen Mittelweg: weder komplett für noch komplett gegen Radwege zu sein, sondern im Einzelfall abzuwägen, gehöre dazu.

Außerdem sollen Menschen im Morgenrot mit kleineren und größeren Problemen Hilfe finden, kündigte Reiter an. „Mein Anspruch ist: Keiner soll hier rausgehen, ohne dass er eine Antwort auf seine Frage hat oder zeitnah eine kriegt“, sagte der OB.
Einmal im Monat halte er oder seine Stellvertreterin Verena Dietl eine persönliche Sprechstunde ab. „Wir wollen Kümmerinnen dieser Stadt sein“, sagte sie. „Wir sind hier präsent und verstecken uns nicht in Hinterzimmern.“ Auch zu erklären, warum etwas nicht geht, gehöre dazu.

Mieterberatung und Hilfe für Senioren
An den anderen Freitagen beraten Münchner SPD-Stadträte. Zum Beispiel macht SPD-Fraktionschefin Anne Hübner am 24. Januar eine Sozialberatung. Denn zwar bietet das Rathaus viele Vergünstigungen (wie den München Pass) an. Nur wüssten nur wenige Menschen, was ihre Ansprüche sind, sagte Hübner. Viele Stadträte seien Experten in einem bestimmten Gebiet und könnten helfen – auch mit ihren Kontakten. „Wir haben gute Beziehungen zu den Referaten.“
Bei der Bürokratie, beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen will die SPD ebenfalls helfen, kündigte Reiter an. „Es müssen nun mal auch Menschen ohne Hochschulabschluss einen Wohngeldantrag ausfüllen.“ Und das sei gar nicht so einfach – schließlich habe der ungefähr 17 Seiten. Auch Mieterberatung will die SPD in ihrem neuen Bürgerbüro durchführen. Und Senioren sollen Hilfe bei digitalen Angeboten bekommen – zum Beispiel bei der Frage, wie sie an ihr Deutschlandticket kommen.
Nutzen soll der SPD das Morgenrot vor allem im Kommunalwahlkampf. Wenn die Tage wieder wärmer werden, könnte es gut sein, dass man Dieter Reiter auch mal vor dem neuen Büro sieht – nicht nur am Freitagnachmittag, sondern auch mal am Abend, damit Leute kommen können, die nicht schon um 14 Uhr den Bleistift fallen lassen können. „Ich bin mir relativ sicher, wenn wir draußen eine Bierbank hinstellen, kommen wir schon mit den Bürgern in einen Dialog“, sagte Reiter.
Reiter gibt zu: "Wir haben es nicht gut gemacht"
Für ihn sei das Politikvermittlung, die Spaß mache – viel mehr als über Programmen zu brüten. Sein Ziel sei auch, das „latent schlechte Gefühl, das die Menschen gerade haben, wieder etwas zu befrieden“. Wenn die AfD in Umfragen auf 20 Prozent kommt, liege das auch daran, dass „wir es nicht gut gemacht haben“, sagte Reiter. Und damit meine er alle demokratischen Parteien. Dieses Vertrauen, das verloren gegangen ist, will die SPD nun wieder herstellen.
Die erste Bürgersprechstunde mit Dieter Reiter findet am 17. Januar ab 15 Uhr am Oberanger 38 statt