„Wir haben alles versucht“

Das herzkranke Elefantenbaby Lola sollte kurzfristig doch im Klinikum Großhadern operiert werden. Aber das Tier stirbt vorher an einer Embolie. In Hellabrunn nimmt die Herde Abschied von ihm.
MÜNCHEN - Es hätte eine weltweit einmalige Aktion werden sollen, die Herz-OP, mit der Tier- und Humanmediziner das Leben des Münchner Elefantenbabys retten wollten. Doch die kleine Lola hat es nicht geschafft. Noch vor der OP, mitten in den Vorbereitungen zum Eingriff, ist das Tier im Klinikum Großhadern an einer Lungenembolie gestorben. „Wir sind alle sehr traurig, dass wir Lola nicht helfen konnten“, sagt Zoodirektor Andreas Knieriem.
Seit der Obduktion am Sonntagmorgen steht fest: Lola war so schwer krank, dass die OP sie nicht hätte retten können. Andreas Knieriem: „Wir hätten sicherlich die Entscheidung getroffen, sie einzuschläfern.“ Doch so weit kam es nicht. Lola starb während der Vorbereitungen zur Untersuchung im Computertomographen. Die Ärzte wollten sich das kleine Herz vor der OP genau ansehen. Dass Lola ein Blutgerinnsel im rechten Herzvorhof hatte, war den Medizinern bekannt. Löst sich eine solches Gerinnsel und gelangt in die Lunge, verstopft es die dortigen kleinen Gefäße – keine Chance für das Tier.
Die Ärzte versuchten Lola vergeblich wiederzubeleben. „Es war immer unsere größte Sorge, dass das Blutgerinnsel im Herz eine Embolie verursacht, was den sofortigen Tod bedeutet. Genau das ist leider passiert“, sagte Knieriem. Gelitten hat Lola wohl zum Schluss nicht mehr: Sie lag war schon in Narkose. Noch am Freitag war Lola stabil gewesen, sie hatte getrunken und viel geschlafen. Das Ärzteteam – bestehend aus Herzchirurgen, Kardiologen und Anästhesisten der Human- und Tiermedizin – hatte dann entschieden, die seit Tagen vorbereitete OP nicht im Tierpark Hellabrunn, sondern im Großklinikum Großhadern durchzuführen.
Am Samstagmorgen beruhigten die Pfleger im Zoo das Elefantenbaby und begleiteten es mit den Veterinären in die Klinik. Nach ihrem Tod wurde Lola zurück nach Hellabrunn gebracht. Ihre 22 Jahre alte Mutter Panang und die anderen Elefanten konnten sich so von ihr verabschieden. Ende Dezember hatten Tierärzte eine Erkältung und bei weiteren Untersuchungen dann Mitte Januar den Herzfehler bei dem Mini-Elefanten festgestellt.
Mit der Operation wagten sich die Experten auf ein völlig neues Terrain. Es gab keine Erfahrungswerte für Herzoperationen bei Elefanten. Am Tag nach dem Unglück konnten die Münchner im Zoo keine Elefanten sehen. „Aufgrund des Todes von unserem Elefantenbaby Lola sowie der Wetterlage bleiben alle Elefanten derzeit im Stall und sind daher leider nicht zu sehen“, ließ der Tierpark mitteilen.
Wegen der Sanierung des Elefantenhauses können keine Besucher in den Innenbereich. Lola ist das zweite tote Elefantenbaby in Hellabrunn innerhalb von eineinhalb Jahren – im Juni 2010 war die sechs Monate alte Jamuna Toni gestorben. Zoochef Andreas Knieriem: „Unser einziger Trost ist, dass wir alles versucht haben, um Lolas Leben zu retten.“