Winterdienst auf Abruf: Kein Schnee kostet auch
MÜNCHEN - Dichter Schneefall und verschneite Wege haben München in diesem Jahr noch nicht ereilt. Das ändert nichts daran, dass der Winterdienst in den Startlöchern steht - und seit 1. November täglich fast 36.000 Euro kostet. Die Stadt sagt: Das geht nicht anders.
Es ist trüb und nass. Überall matschiges Laub. Von Schnee noch keine Spur. Und doch hat für die Stadt München am 1. November die Winterdienstsaison begonnen. Ein teures Unterfangen: Denn für jeden einzelnen Bereitschaftstag fallen seither exakt 35.689,03 Euro an. Ob es nun schneit oder nicht.
Der Großteil des Geldes geht an 21 Firmen, mit denen die Stadt entsprechende Verträge hat. Nur etwa ein Fünftel der Summe sind Fixkosten für die Winterdienstbereitschaft im eigenen Haus. Das Geld wird bezahlt, damit die Firmen sich bereithalten. Für den Fall, dass der Winter kommt. So heißt es für alle Beteiligten: Warten auf den Schnee – für 35689,03 Euro am Tag. Im vergangenen Jahr waren diese Kosten übrigens noch um gute 300 Euro niedriger. Als wichtigste Posten sind unter anderem eingerechnet: die Abschreibung der Fahrzeuge sowie Hallen- und Lagerkosten. Alles Fixkosten, die unabhängig vom Einsatz entstehen.
Kann man das nicht besser regeln?
Trotzdem: Kann man das nicht besser regeln? Billiger? Die Stadt winkt ab. „Man muss das sehen wie bei der Feuerwehr. Der externe Personalbestand und der externe Fuhrpark müssen jederzeit ausrücken können – ohne Verzögerung“, erklärt Jürgen Marek vom Baureferat.
Die Firmen würden natürlich etwas dafür verlangen, dass sie ihre Fahrzeuge und Arbeiter „nicht anders disponieren können“.
Trotzdem mutet die Regelung sonderbar an – vor allem, wenn die Kosten für die Winterdienstbereitschaft in Wochen mit milder Temperatur anfallen. Doch unabhängig vom Wetter bleibt es dabei: vom 1. November bis zum 31. März ist in München Winterdienst-Saison. „Theoretisch könnte man die Zeiten verändern“, heißt es im Baureferat. „Aber das ist immer ein Spiel mit der Gefahr.“ Denn das Wetter könne sich in dieser Zeit schnell ändern.
An einem echten Wintertag kann die Stadt auf 685 eigene Leute zurückgreifen – und auf 432 Beschäftigte von Fremdfirmen. Insgesamt sind dann 682 Fahrzeuge im Einsatz, die ein Wegenetz von 2300 Kilometern bedienen. Bei andauerndem Schneefall und einer Schneedecke von mindestens drei Zentimetern oder bei Gefahr von Straßenglätte nehmen sie die Arbeit auf. Der Räum- und Streudienst beginnt werktags je nach Witterung um 2 Uhr oder 4 Uhr morgens, so dass bis zum Berufsverkehr alle Straßen geräumt sind.
An so einem echten Wintertag bleibt es dann auch nicht bei den 35.689,03 Euro eines Bereitschaftstages. Im Baureferat heißt es: „So ein Einsatztag kann bis zu 700.000 Euro kosten.“
Julia Lenders
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