Winter in München: „Sanft chaotisch“
MÜNCHEN - Nach dem Streik sorgen jetzt höhere Umstände für Verkehrsprobleme. Experten erwarten den kältestenWinter dieses Jahrtausends
Manchmal ist die Vorfreude auf den Feierabend größer als der Spaß, der sich dann tatsächlich auf dem Heimweg einstellt. Am Mittwoch war so ein Abend, zumindest für viele Münchner.
„Wegen der Witterungsverhältnisse kommt es überall zu Verspätungen.“ Haben Sie diese Ansage womöglich auch aus einem Lautsprecher an der Tram- oder S-Bahnhaltestelle gehört? Mancherorts hieß es, auf die Durchsagen einzelner Zugausfälle oder Verspätungen werde verzichtet: Es wären sonst zu viele gewesen. Auf den Tramlinien 17 und 18 ging zeitweise nichts; am Hauptbahnhof stritten sich Reisende um die Taxen.
Wer mit viertel- oder halbstündiger Verspätung unterwegs war, dem ging’s besser als vielen Flugreisenden. Am Münchner Flughafen fielen über 260 Flüge aus. Wegen des starken Schneefalls stand nur eine Landebahn zur Verfügung. Flieger, die in München landen sollten, wurden zum Teil nach Nürnberg umgeleitet – obwohl auch Franken unterm Schnee versank. Dort sagte ein Polizeisprecher beinahe poetisch: „Die Lage ist sanft chaotisch.“
Siehe die Autobahnen. Auf der A9 Richtung Nürnberg und weiter Richtung Berlin bildeten sich 20 Kilometer lange Staus. Liegengebliebene LKW bremsten auch auf der A 96; Räumfahrzeuge kamen kaum noch durch. Auf der A8 ging’s am Irschenberg zeitweise nur stockend voran. Über 120 Mal krachte es auf oberbayerischen Fernstraßen, ein Mann wurde schwer verletzt.
Allein die Münchner Polizei hatte in ihrem Zuständigkeitsbereich bis zum frühen Abend mit 93 Unfällen zu tun. Und schon bis zum Nachmittag zählte sie 40 Stürze von Radlern und Fußgängern.
Die Sache mit dem Schnee und der Kälte ist mit diesem einen unschönen Feierabend übrigens nochnicht ausgestanden. Experten rechnen für die nächstenWochen mit dem kältesten Winter dieses Jahrtausends.
Vorerst schneit es weiter. Überall im Freistaat. Meteorologen warnten, bis Donnerstagwerde es erneut zu schwierigen Straßenverhältnissen kommen. In einigen Regionen, darunter in Oberfranken und in der Oberpfalz, werden bis zu 20 Zentimeter Neuschnee erwartet. Durch starken Wind bestehe besonders im Norden und Osten Bayerns die Gefahr von Schneeverwehungen, sagte Volker Wünsche, Leiter des Deutschen Wetterdienstes inMünchen. Na dann, schönen Feierabend.