William Hetzler: „Der Retter der Wiesn“

William Hetzler wanderte 1957 in die Vereinigten Staaten aus. Als Chef der Steuben Parade hat er nach den Terroranschlägen 2001 dazu beigetragen, dass das Oktoberfest damals nicht abgesagt wurde.
MÜNCHEN Als William Hetzler in den vergangenen Tagen die Wiesn besuchte, dachte er manchmal zurück. An das Jahr 2001, an die Zeit nach den schrecklichen Terroranschlägen. Er selbst hat dabei zwei Freunde verloren. Und trotzdem hat William Hetzler (70) dazu beigetragen, dass das weltgrößte Volksfest auch damals stattfand. Die Geschichte eines Deutsch-Amerikaners.
Hetzler kam in München zur Welt. 1957 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Dort ist er seit Jahrzehnten aktiv im politischen Leben. Er ist ein Charmeur, der gute Geschichten mag. Und davon kann er viele erzählen – in seiner unnachahmlichen Mischung aus Bairisch und Amerikanisch. Fünfzehn Jahre lang war Hetzler „General Chairman“ der Steuben Parade. Dieser jährliche Umzug in New York ist eines der größten Ereignisse im deutsch-amerikanischen Festkalender. Auch am 22. September 2001 sollte die Parade durch die Stadt ziehen – gleichzeitig war in München die Wiesn-Eröffnung geplant. Doch dann brachten Attentäter die Türme des World Trade Centers zum Einsturz. Die Welt stand unter Schock.
In München und in New York galt es, eine schwierige Entscheidung zu treffen: Geht das? Feiern nach dem Terror? OB Ude erinnert sich gut an die Debatte: „In dieser Situation war die Entscheidung, die Steuben Parade in New York und auch andere Volksfeste zu feiern, um nicht vor dem Terrorismus in die Knie zu gehen, von großer Bedeutung.“
Das Oktoberfest fand statt. Und jenseits des Atlantiks wurde die Parade veranstaltet – als Trauerzug. Hetzler kam in der zweiten Wiesnwoche nach München. Bei einem Treffen mit Wirten und dem OB sei er in den Zelten als „ Retter der Wiesn“ vorgestellt worden, erzählt der 70-Jährige. Dann schmunzelt er: „Wenn’s oft genug gesagt wird, glaubt man’s selber.“ Julia Lenders