Wilde Verfolgungsjagd nach Unfallflucht

Prozess am Amtsgericht: Ein 73-Jähriger verfolgt den Flüchtenden und verhindert Schlimmes.
von  John Schneider
Mutiger Verfolger: Johann Strauß setzte einem Unfallfahrer nach.
Mutiger Verfolger: Johann Strauß setzte einem Unfallfahrer nach. © jot

München Der Münchner Johann Strauß (73) ist zwar kein Komponist wie der berühmte Walzerkönig gleichen Namens, aber dafür am Steuer eines Autos offenbar ebenfalls ein echter Virtuose. Mutig ist er obendrein. Es gelang es ihm, einen betrunkenen Unfallfahrer zu stoppen, der versucht hatte, sich per Flucht seiner Verantwortung zu entziehen.

So kam es zu der dramatischen Verfolgungsjagd: Johann Strauß beobachtet am 9. August auf der Wasserburger Landstraße einen Autofahrer, der sich in Schlangenlinien fortbewegt. An der Kreuzung mit der Bajuwarenstraße schaltet die Ampel auf Rot. Jiri P. (60, Name geändert) reagiert zu spät und schiebt das vor ihm haltende Motorrad auf den BMW davor. Ein größerer Blechschaden bei beiden Fahrzeugen ist die Folge.

Johann Strauß hält und steigt aus seinem Wagen, geht zu dem Unfallfahrer. Doch der steigt nicht etwa auch aus, um sich den Schaden selber zu betrachten, sondern drückt das Gaspedal durch und biegt um die Ecke.

Strauß sprintet zurück zum Auto und jagt hinterher. Nach kurzer Strecke überholt er den Flüchtenden und schneidet ihm den Weg ab. Er habe dann dem Betrunkenen den Autoschlüssel abziehen wollen, berichtete Strauß am Dienstag vor Gericht. Doch der habe abermals Gas gegeben. Nur mit einem Sprung habe er sich retten können, erinnerte sich Strauß.

Weiter geht die wilde Jagd. Es kommt der „größte Schreckmoment“ für Strauss. Als sich der Unfallfahrer wieder einer Kreuzung nähert, will gerade eine Frau mit drei Kindern bei Grün die Fahrbahn überqueren. Strauss hupt, betätigt die Lichthupe, um zu warnen. Die Fußgänger springen tatsächlich rechtzeitig zurück.

Eine Straßensperre beendet schließlich die Flucht. Jiri P. sitzt seitdem in U-Haft. Über seinen Anwalt Peter Pospisil lässt er erklären, dass es ihm sehr leid tue. Er räume die Tat (fast) wie angeklagt ein. Nur die Kinder, die seien noch auf dem Gehweg gewesen, als er vorbeiraste.

Jiri P. wird zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.     

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