Kommentar

Wieso das Singspiel am Nockherberg enttäuscht hat: "Es fehlt am Plot"

Das Singspiel auf dem Nockherberg in München hat originelle Passagen, bleibt aber hinter der Inszenierung von vergangenem Jahr zurück, findet AZ-Politikredakteurin Heidi Geyer.
von  Heidi Geyer
Ein dynamisches Duo: Thomas Unger (l., als bayerischer Ministerpräsident Söder) und Stefan Murr (als Wirtschaftsminister Aiwanger).
Ein dynamisches Duo: Thomas Unger (l., als bayerischer Ministerpräsident Söder) und Stefan Murr (als Wirtschaftsminister Aiwanger). © Sven Hoppe/dpa

München - So manch einer träumt vielleicht in diesem Jahr noch vom fulminanten Singspiel des Vorjahres. Ja, es war schwer, das zu toppen: Die Gags zündeten, viele neue Darsteller boten Überraschungen und das i-Tüpferl war die Kajak-fahrende Merkel. Zumal sich viele Menschen nach Corona wieder nach dem Nockherberg-Original sehnten.

Martin Huber (von links), Markus Söder, Katharina Schulze, Robert Habeck, Friedrich Merz und Christian Lindner lauschen dem "Hubsi".
Martin Huber (von links), Markus Söder, Katharina Schulze, Robert Habeck, Friedrich Merz und Christian Lindner lauschen dem "Hubsi". © BR/Markus Konvalin

Keine leichte Aufgabe für die Autoren Stefan Betz und Richard Oehmann, beim Singspiel all diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zumal die Weltlage und auch die Situation in Deutschland in der Wahrnehmung vieler Menschen an einen Albtraum grenzt - wie geht man mit so etwas um? Indem man genau das darstellt, dachten sich offenbar die Autoren.

Eine originelle Idee, aber warum das nach dem Fasching in Veitshöchheim sein muss, offenbart sich nicht ganz. Die lustigen Kostüme kennt schließlich schon jeder und sind damit eine vertane Chance. Bemerkenswert hingegen die vielen Details, etwa Martin Hubers abgehackte Hand auf der Schulter, die dann doch einen OP-Kittel trägt, als er das Ampel-Trio zersägt.

Singspiel am Nockherberg in München: Einschätzungen zu Plot, Musik und Schauspielern

Das Bühnenbild macht leider auch nicht wett, was am Plot fehlt. So originell das alles ist, es dauert, bis das Singspiel in die Gänge kommt. Durchweg fehlt die Story, auch wenn viele Sprüche zum Lachen sind. Die Musikstücke entwickeln sich nicht zu Gassenhauern, außer der singende Söder. Vielleicht ist das aber auch eine zu hohe Erwartungshaltung an diesem einen Abend, für den solch ein Riesenaufwand betrieben wird.

Ein bisschen mehr Erneuerung, ein bisschen kracherter hätte den Figuren gutgetan – man sieht an Kaniber, wie die Figur zündet. Bei den anderen hat man eher das Gefühl, sie machen genau dasselbe wie im Vorjahr. Smart ist der Umgang mit der AfD und das durchaus versöhnliche, aber nicht zu optimistische Ende. Es ist so wie in der Realität: Es gab schon weitaus schlechtere Zeiten auf dem Nockherberg. Aber eben auch schon deutlich bessere.

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