Wiesnwirt Richard Süßmeier: Der Nachlass vom Wirte-Napoleon kommt unter den Hammer

München - "Links eine und rechts eine", antwortete Richard Süßmeier gerne Journalisten auf die Frage, was denn ein Wiesnwirt so verdienen würde. Über die genaue Summe freilich hat er Zeit seines Lebens nie ein Wort verloren. Und dieses Geheimnis mit ins Grab genommen. Richard Süßmeier, ein echtes Münchner Original, verstarb letztes Jahr hochbetagt mit 90 Jahren.
Die Münchner mochten ihn und seine immer gern etwas aufmüpfige Art, wenn er sich mit der Obrigkeit anlegte, sie medienwirksam auf den Arm nahm und so gar nicht gut aussehen ließ. Die Scharmützel mit KVR-Chef Peter Gauweiler in den 80er Jahren jedenfalls sind Legende.
Süßmeier: Wirte-Napoleon und Spitzbub
Bösartig war Süßmeier nie. Wenn seine Augen listig aufblitzten, merkte man sofort, dass ihm der Schalk im Nacken saß. Er war halt der "Wirte-Napoleon" und sicherlich der wohl größte Spitzbub, der je am Zapfhahn eines Hirschen (200-Liter-Fass) stand. Und auf einer Pressekonferenz schon mal genüsslich demonstrierte, wie man mittels spezieller Schnitttechnik aus einem ganzen drei halbe Hendl macht.
Süßmeier war halt ein Wirt mit Ideen. Statt mit Prachtrössern zog Süßmeier als jüngster Wiesnwirt mit einem Leiterwagerl, das von zwei strubbeligen Eseln gezogen wurde, auf die Wiesn ein. Allerdings schafften es die störrischen Tiere nur bis zur Sonnenstraße. Den Rest des Weges mussten Süßmeier und seine Leute das Wagerl selbst ziehen.

Ewiger Streit zwischen Süßmeier und Gauweiler
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde er 1970 zum Sprecher der Oktoberfestwirte gewählt, ab 1975 konnte er neben dem elterlichen "Straubinger Hof" und der Traditionswirtschaft Spöckmeier am Marienplatz auch die Gaststätte Großmarkthalle zu seinem Imperium zählen. Später kam das Forsthaus Wörnbrunn in Grünwald dazu.
1984 war dann Schluss mit lustig für Süßmeier. Kreisverwaltungschef Peter Gauweiler sagte der schlecht eingeschenkten Maß den Kampf an, Süßmeier spottete weiter über ihn. Süßmeier verkleidete sich als Gauweiler und ließ sarkastische Plakate mit Gauweilers Konterfei und dem Spruch "Gauweiler sieht dich – Gauweiler is watching you" in seinem Armbrustschützenzelt aufhängen. Das war zu viel.
Später bereute Süßmeier seine provokante Aktion
Der Wirte-Napoleon hatte sich in eine Schlacht manövriert, die er nicht gewinnen konnte. Wegen Schankbetrugs und Schwarzarbeit entzog man ihm 1984 die Konzession. Sein Zelt war er damit los – während der laufenden Wiesn. Ein bis dato einmaliger Vorgang. "Auf der Wiesn gibt es Bierräusche, aber man kann auch einen Machtrausch bekommen", kommentierte Süßmeier sehr viel später einmal reuig seine Aktion damals.

Andreas Ruef und Axel Schlapka, Inhaber des 1844 gegründeten Kunstauktionshauses am Landshuter Dreifaltigkeitsplatz, freuen sich also schon, ihren Kunden am kommenden Samstag, 9. Oktober, ab 10 Uhr eine sehr feine und sehr persönliche Auswahl an Hinterlassenschaften aus dem Besitz dieses berühmten Münchner Originals anbieten zu können.
Versteigerung: Porzellan, Gemälde, Wiesnkrüge
Zehn Original-Karikaturen von AZ-Karikaturist Dieter Hanitzsch sind ganz besondere Kostbarkeiten dieser Sammlung.
Eine echte Rarität: zwei Original-Manuskripte von AZ-Blasius Sigi Sommer. Etwa das handschriftlich verfasste "Ozapft is" (29,5 x 19,5 cm), signiert und datiert vom 23. September 1966. Oder den Blasius "Unter soviel Bäumen" von 1978. Wer mitbieten möchte: Die Limitpreise betragen 280 sowie 180 Euro.

Des Weiteren unter dem Hammer: viel Nymphenburger Porzellan, viele Gemälde wie etwa von Rupert Stöckl, Gustave Wappers, Aquarelle von Friedrich Wirnhier, Kupferstiche von Michael Wening (Frauenkirche und Alter Peter), Wiesnkrüge mit den dazugehörigen künstlerischen Originalentwürfen, Karikaturen von Ernst Hürlimann, eine original Janosch-Zeichnung (Limitpreis: 280 Euro) und und und...
Wer sich also eine echte Rarität und ein sehr persönliches Stück einer herausragenden Münchner Persönlichkeit sichern möchte, sollte am Samstag in Landshut dabei sein, wenn es dann heißt: Zum ersten, zweiten – und zum dritten!
Alt-OB Christian Ude hat in einem Nachruf über den "Napoleon der Wirte" gesagt, er sei nicht nur ein prominenter und erfolgreicher Wirt und ein glänzender, pointenreicher Redner gewesen, sondern auch das Sinnbild eines Münchner Originals: "Bekannt wie ein bunter Hund, kurios und populär, eine Stimmungskanone, die einen Treffer nach dem anderen abschoss." So war er.