Wiesn-Tische: Alle Reservierung bereits vergeben

Bis auf der Wiesn wieder Maßkrüge und Grillhendl über den Tresen geschoben werden, dauert es noch knapp ein halbes Jahr. Trotzdem sind die meisten Tische bereits reserviert – und das, obwohl die Wirte noch nicht einmal ihre Zulassungen haben.
München - Sie reisen an vom anderen Ende der Welt - und greifen dann auch gern tief in die Tasche: Sechs Millionen Besucher werden vom 19. September an zum Oktoberfest nach München kommen. Die Plätze in den großen Bierzelten sind schon jetzt rar, eine Reservierung fast unmöglich - wenn man nicht Stammgast ist. Laut "Münchner Merkur" können Abend- und Wochenendreservierungen nicht einmal mehr angefragt werden: Die Online-Formulare erlaubten maximal Anfragen für Mittags.
Dabei haben die Wirte noch nicht einmal ihre Zulassung von der Stadt - die kommt erst im April. Die Wirte verhielten sich korrekt, sagte deren Sprecher Toni Roiderer am Montag. "Wir reservieren nur unter Vorbehalt." In Onlineportalen hingegen blüht der Handel längst schwunghaft - Reservierungen werden teils zu astronomischen Summen verkauft. Während die Wirte für eine Vormerkung den Kauf eines Verzehrgutscheins im Wert von 25 bis 85 Euro verlangen, die Reservierung an sich aber nichts kostet, kostet im Internet ein Platz teils 500 Euro, und zwei Tische kommen schon mal auf 10 000 Euro.
"Wir appellieren an die Menschen, diese Mondpreise nicht zu bezahlen", sagt Thomas Reiner, Sprecher von Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU). Auch Roiderer hat stets gemahnt: "Wir sagen den Leuten: Finger weg, weil es euch nichts bringt." Am Ende sind die Gäste vom anderen Ende der Welt angereist - aber der Platz ist nicht einmal sicher.
Seitens der Wirte ist die entgeltliche Weitergabe einer Reservierung verboten - und sie sind durchaus bestrebt, schwarze Schafe zu finden. Wiesnwirt Sepp Krätz bekam im vergangenen Frühjahr nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung tatsächlich keine Zulassung mehr - eine Reservierung in seinem Hippodrom fiel flach.
In den Allgemeinen Geschäftbedigungen der Internetportale ist Vorsorge getroffen: Könne der Anbieter "im Falle der Nichtverfügbarkeit der ursprünglich georderten Reservierung keine gleichwertigen oder besseren Ersatzreservierungen anbieten, sind Sie berechtigt, zusätzlich zu dem von uns zurückzuerstattenden Kaufpreis Schadensersatz zu fordern", heißt es etwa. "Soweit uns bzw. unseren Erfüllungsgehilfen lediglich einfaches fahrlässiges Handeln zur Last fällt, haften wir jedoch nur bis zur Hälfte des jeweiligen Kaufpreises."
Die Lage hat sich verschärft, seit 2013 unter dem damalige Wiesn-Chef und heutigen Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Regeln geändert wurden und weniger Plätze vorgemerkt werden dürfen. Damit sollten mehr Einheimische eine Chance auf spontane Bierzeltbesuche haben. Nach Aussagen der Wirte ist der Plan nicht aufgegangen, im Gegenteil: Wer einen Platz im Zelt hat, bleibe nun erst recht sitzen - bei Reservierungen gibt es hingegen turnusmäßige Wechsel.
"Die Wirte würden sich die Regularien vor 2013 wünschen, weil es da mehr Möglichkeiten gab zu reservieren", sagt Roiderer. "Wir würden uns freuen, wenn es wieder leichter würde." Ende April tagt unter anderem dazu ein interfraktioneller Arbeitskreis. "Wir müssen das abwarten", sagt Roiderer. "Aber wünschen kann man sich ja etwas."