Wiesn-Schlägerei mit Weinkrug: Bewährung für Täter
Brutaler Streit vor dem Weinzelt: Ein 21-Jähriger verletzt sein Opfer (20) schwer am Auge. Er bekommt Bewährung.
München - Hans P. (20, alle Namen geändert) ist verbittert. Und er hat allen Grund dazu. Der angehende Altenpfleger wurde auf der letzten Wiesn vor dem Weinzelt mit einem Weinkrügerl so heftig am linken Auge verletzt, dass er auf diesem Auge vielleicht nie wieder richtig sehen kann.
Was ihn noch zusätzlich verbittert: "Ich habe allein in München im Krankenhausbett gelegen, 80 Kilometer von meinem Heimatort entfernt." Der Mann, der ihn mit einem Schlag so zugerichtet hatte, habe sich aber nicht bei ihm gemeldet, geschweige denn sich die Mühe gemacht, ihn am Krankenbett zu besuchen.
Als ihm der Amtsrichter eröffnet, dass sich die Prozessbeteiligten darauf geeinigt haben, dass er im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs 10.000 Euro vom Täter bekommen soll, erklärt Hans P. nur trocken: "Das ist zu wenig." Er will vor einem Zivilgericht Klage erheben und Schadenersatz und Schmerzensgeld von Uwe S. einfordern.
Da nutzt es auch wenig, dass sich der Angeklagte (21) am Freitag vor Gericht bei seinem Opfer entschuldigt. Er habe auch versucht, per Facebook Kontakt zu Hans G. aufzunehmen, erklärt der junge Mann zerknirscht.
Die Anklage, sagt sein Anwalt Lutz Libbertz nach dem Rechtsgespräch, wird in Gänze eingeräumt. Alles habe sich genau so zugetragen, wie es die Staatsanwältin in der Anklageschrift ausgeführt hat.
Streit um 500 Euro Wettschulden eskaliert
Das ist demnach am 24. September vergangen Jahres vor dem Weinzelt passiert: Gegen 20:50 Uhr trafen Uwe S. und seine Spezl auf Hans G. und dessen Freunde. Die beiden Gruppen maßen sich zunächst friedlich im Armdrücken. Es ging um Geld. Laut Anklage um 200 Euro, dann sogar 500 Euro. Der Sieger wollte Geld sehen, Hans G. soll ihn dabei unterstützt haben.
Es kam zu einer Schubserei. Uwe S. ist dann ein, zwei Schritte zurückgegangen, holte mit einem gläsernen Weinkrug aus und schlug wuchtig von unten nach oben zu, traf ins Gesicht des Opfers.
Der Täter flüchtete anschließend vom Oktoberfest und tauchte mehr als eine Woche lang unter. Die Polizei veröffentlichte schließlich Bilder von den Überwachungskameras auf der Wiesn, die Uwe S. deutlich zeigten. Aufgrund des großen Fahndungsdrucks stellte er sich 10 Tage nach Tat schließlich.
Für sein Opfer hatte der Angriff schlimme Folgen: Das Glas zersplitterte, verletzte das linke Auge des 20-Jährigen schwer. Hans G. erinnert sich noch wie er sich auf den Boden legte und ihm das Blut in die Augen schoss. "Mir wurde immer schwindliger, dann der Blackout. Ich bin erst in Großhadern aufgewacht."
Inzwischen hat er auf dem linken Auge zumindest wieder die halbe Sehkraft. Aber ob er mit dem Auge jemals wieder hundertprozentig sehen wird, können die Ärzte nicht sagen.
Der Täter wird zu zwei Jahren Haft verurteilt, bekommt aber Bewährung.
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