Wiesn-Schausteller klagen über dramatische Verluste

Kein Geld für Spaß: Terror, Finanzkrise und Schweinegrippe – den Schaustellern auf der Wiesn gehen heuer die Kunden aus.
von  Abendzeitung
Sie lacht trotz Krise: Schaustellerin Irene Stey klagt über sinkende Einnahmen.
Sie lacht trotz Krise: Schaustellerin Irene Stey klagt über sinkende Einnahmen. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Kein Geld für Spaß: Terror, Finanzkrise und Schweinegrippe – den Schaustellern auf der Wiesn gehen heuer die Kunden aus.

Babyflug und Kettenkarussell stehen, im „Techno Power“ schleudern zwei Teenager im Kreis. Am zweiten Familientag schlendern erkennbar weniger Familien als vor einer Woche über die Schaustellerstraße. Terrorangst und Wirtschaftskrise lassen die Gewinne einbrechen.

Besonders stark trifft es die Schausteller. „Die Unkosten fressen uns auf“, sagt Tanja Kaiser vom Wellenflug. „Die Leute gehen lieber ins Zelt.“ Dabei müsste die Schaustellerstraße bei dem milden Wetter boomen. „Ich kann mir nicht erklären, warum das Geschäft heuer so schlecht läuft“ sagt Manfred Eckl vom Techno Power. „Vielleicht ist es die Finanzkrise, die Angst vor Schweinegrippe oder Terror.“ Die Familien, die kommen, bleiben nur kurz. So wie das Ehepaar Scheuermann mit Lea (2) und Florian (4). „Wir gehen, bevor die Masse kommt“, sagt Mutter Birgit. „Mit den Kindern habe ich ein komisches Gefühl, zum Abend hin auf der Wiesn zu sein.“

Fast alle Schausteller haben seit vergangenem Jahr nachgerüstet: sicherer, moderner und behindertengerecht sind die Karussells geworden. Eckl steht mit dem „Techno Power“ zum ersten Mal auf der Wiesn. „Das Oktoberfest ist unsere Haupteinnahmequelle“, sagt er. „Wenn wir jetzt mit den Zahlungen nicht nachkommen, wird’s eng.“ Er erwartet 40 Prozent Einbußen – „mindestens“. Seine Frau Paula meint, dass das Budget der Familien kleiner geworden ist.

"Vom Zuschauen kann ich nicht leben"

Das merkt auch Irene Stey von der Kinder-Traumschleife: „Voll sind die Gondeln nie. Ich habe große Verluste.“ Die Eltern kaufen nur noch ein Ticket, statt früher fünf. Auch bei Schichtl-Chef Manfred Schauer ist die Stimmung gedrückt. Zwar schauen viele auf der Vorderbühne zu, die Bänke drinnen sind aber selten voll. Schauer: „Vom Zuschauen kann ich nicht leben. Ich muss Tickets verkaufen.“

Anne Kathrin Koophamel

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.