Wiesn-Messerstecherei: Strafbefehl gegen Millionär beantragt

Vor gut einem Jahr endete der Prozess um eine Messerstecherei zwischen einer Millionärs-Verlobten und einen Brummi-Fahrer mit mehr als vier Jahren Haft für die 35-Jährige. Jetzt droht ihrem schwerreichen Freund die Verurteilung.
von  Christoph Elzer
Die Millionärsverlobte wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Die Millionärsverlobte wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. © imago/dpa

München - Auf dem Oktoberfest 2015 waren die Frau aus besten Hamburger Verhältnissen und der Lkw-Fahrer im Käferzelt aneinander geraten. Angeblich soll der Trucker Ex-Nationalspieler Patrick Owomoyela rassistisch beleidigt haben. Vor dem Zelt eskalierte der Streit dann, er endete mit einem Messerstich in den Bauch des Mannes. Während der Lkw-Fahrer zu verbluten drohte, ging seine Angreiferin im P1 feiern. (Den genauen Ablauf des Tatabends haben wir hier für Sie zusammengefasst.)

Als wäre der Fall damit nicht schon bizarr genug, nahm er Ende Juli 2015 in der Hauptverhandlung eine geradezu groteske Wendung:  An einem Dienstag hatte ein vermeintlicher Entlastungszeuge seinen großen Auftritt. Der Schweizer hatte sich erst während des Prozesses bei der Verteidigung gemeldet und stellte mit seiner Aussage plötzlich den gesamten bisher ermittelten Tathergang in Frage. Er wollte beobachtet haben, wie das spätere Opfer die Frau vor dem verhängnisvollen Messerstich tätlich angegriffen hat, sie sogar gegen den Kopf geschlagen habe. Der Messerstich sei daher eine klare Notwehrhandlung gewesen.

Sechsstellige Strafe für Anstiftung zur Falschaussage

Die Staatsanwaltschaft glaubte ihm nicht – und ließ ihn noch im Gerichtssaal wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage verhaften. In der Untersuchungshaft bestätigte sich dieser Verdacht dann: Der Schweizer gab an, vom millionenschweren Verlobten der Angeklagten auf Mallorca als Zeuge gekauft worden zu sein, 100.000 Euro habe er dafür erhalten. Weitere 100.000 Euro sollte es im Falle eines Freispruchs geben.

Der Hamburger Millionär hat die Tat schließlich zugegeben, auch er saß deshalb kurzzeitig in Haft. Die Angeklagte selbst soll von dem Zeugen-Kauf nichts gewusst haben – und auch ihr Verteidiger war offenbar nicht eingeweiht.

Wie die BILD berichtet, soll der Millionär nun einen Strafbefehl über einen sechsstelligen Betrag erhalten. Oberstaatsanwältin Anne Leiding bestätigte dies demnach: "Für den Beschuldigten wurde wegen Anstiftung zur falschen uneidlichen Aussage eine sehr hohe Geldstrafe beantragt – für seine drei Komplizen jeweils ein Strafbefehl wegen Beihilfe zur falschen uneidlichen Aussage. Bei der Höhe der beantragten Strafe hat die Staatsanwaltschaft berücksichtigt, dass durch das Handeln der Beschuldigten ein Zeuge bestimmt werden sollte, in einem Prozess wegen versuchten Mordes vor dem Schwurgericht falsch auszusagen."

Ob der Verlobte der Messerstecherin dem Strafbefehl zugestimmt hat, ist noch nicht bekannt.

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