Wiesn: Jetzt gibt's mehr Plätze ohne Reservierung

Dieter Reiters neue Regeln sind abgenickt: Künftig dürfen die Wirte für weniger Plätze als bisher Reservierungen vergeben – warum die Idee umstritten ist.
von  Julia Lenders
Seine neuen Regeln für das Oktoberfest sind durch: Dieter Reiter
Seine neuen Regeln für das Oktoberfest sind durch: Dieter Reiter © Loeper/Schramek

Dieter Reiters neue Regeln sind abgenickt: Künftig dürfen die Wirte für weniger Plätze als bisher Reservierungen vergeben – warum die Idee umstritten ist.

München - Seltener Besuch im Stadtrat: Toni Roiderer, der Sprecher der Wiesn-Wirte, hörte sich die gestrige Sitzung des Wirtschaftsausschusses vom Zuhörer-Balkon aus an. Von dort aus beobachtete er dann auch, wie die Stadträte einen Beschluss trafen, gegen den er zuletzt zahlreiche Bedenken vorgebracht hatte.

Es geht um neue Reservierungsregeln für die Wiesn. Wiesn-Chef Dieter Reiter will die Chancen für Spontanbesuche auf dem Volksfest erhöhen. Deshalb schlug er vor, dass die Wirte künftig weniger Plätze reservieren dürfen.

Er forderte, dass von Montag bis Freitag 25 Prozent frei gehalten werden. An Wochenenden und Feiertagen soll’s bis 15 Uhr sogar die Hälfte sein. Danach gilt dann für 35 Prozent aller Plätze ein Reservierungs-Verbot. Die Stadt hat ausgerechnet: Insgesamt ergäben sich so über die gesamte Wiesn-Zeit 148 000 zusätzliche freie Plätze.

Was auf den ersten Blick eine gute Idee zu sein scheint, birgt bei genauerem Hinsehen potenzielle Probleme. Und die listete die CSU noch einmal auf. So sind nach Angaben der Wiesnwirte 90 Prozent aller Reservierungen von Münchnern oder Umland-Bewohnern. „Die Wiesnwirte werden die Reservierungen sicher nicht bei Siemens streichen“, meinte CSU-Mann Manuel Pretzl. Eher würden wohl Familien-Tische geopfert.

Und dann ist da noch die Sache mit den Vorglühern: „Ich möchte nicht wissen, wie viele Jugendliche dann durchmachen und sich vor den Zelten finden“, warnte CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer vor der Neuregelung. Sein Kollege Pretzl kritisierte auch, dass weder Stellungnahmen des Kreisverwaltungsreferats noch der Polizei vorliegen würde. Er stichelte gegen Reiter: „Sie sind mit dem Vorschlag super in die Zeitung gekommen.“ Jetzt käme er nicht mehr davon los.

Auffällig: Während der ausführlichen Debatte meldeten sich weder SPD-Fraktionschef Alexander Reissl noch Wiesnstadtrat Helmut Schmid zu Wort, um ihrem Kollegen Reiter beizuspringen. Woraus geschlossen werden darf, dass auch sie von dem Vorstoß nicht begeistert sind.

Trotzdem verschaffte Rot-Grün dem Wirtschaftsreferenten und SPD-OB-Kandidaten Reiter eine solide Mehrheit.

Ein schlechter Verlierer wollte Wirte-Sprecher Roiderer im Anschluss an den Ausschuss trotzdem nicht sein. Sein Kommentar: „Das ist Demokratie. Ich ärgere mich nicht über Dinge, die ich nicht ändern kann.“

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