Wiesn-Halbzeit: Weniger Besucher, mehr Bierleichen und eine Schrecksekunde

Halbzeit auf der Wiesn. Veranstalter und Polizei ziehen Zwischenbilanz: Etwas weniger Besucher kamen bislang als im Vorjahr, dafür aber gibt es mehr Bierleichen. 3,3 Millionen Liter Gerstensaft flossen die durstigen Kehlen hinunter, 56 Ochsen mussten dran glauben - und am Samstag gab es eine Schrecksekunde in 30 Metern Höhe.
von  Abendzeitung
Hoch die Krüge: 3,3 Millionen Liter Bier tranken die Festbesucher in der ersten Woche.
Hoch die Krüge: 3,3 Millionen Liter Bier tranken die Festbesucher in der ersten Woche. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Halbzeit auf der Wiesn. Veranstalter und Polizei ziehen Zwischenbilanz: Etwas weniger Besucher kamen bislang als im Vorjahr, dafür aber gibt es mehr Bierleichen. 3,3 Millionen Liter Gerstensaft flossen die durstigen Kehlen hinunter, 56 Ochsen mussten dran glauben - und am Samstag gab es eine Schrecksekunde in 30 Metern Höhe.

Trotz herbstlich-kalter Temperaturen sind bis zur Halbzeit des 175. Oktoberfestes fast so viele Besucher wie im Vorjahr gezählt worden. Nach Angaben der Festleitung vom Sonntag kamen 3,2 Millionen Menschen, 100.000 weniger als in der ersten Wiesn-Woche 2007. Die Polizei sprach von einem „normalen Verlauf“, das Bayerische Rote Kreuz (BRK) meldete mehr „Bierleichen“. Wegen eines Defekts auf der Achterbahn musste die Feuerwehr am Samstag zu einem Großeinsatz ausrücken.

Die Gäste ließen sich vom schlechten Wetter nicht abschrecken, sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Sonntag. Rund 3,3 Millionen Liter Bier flossen durch die Kehlen, 100 000 Liter weniger als 2007. Dafür verspeisten die Besucher mit 56 Ochsen genauso viele wie im Vorjahr. Während die Wirte laut Festleiterin Gabriele Weishäupl zufrieden sein können, habe es die Schausteller teils „kalt erwischt“. Nur bei neuen und nostalgischen Fahrgeschäften habe es keine Umsatzeinbrüche gegeben.

Entsetzt zeigte sich Ude über 44 von ihren Eltern auf dem Fest vermissten Kindern, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. „Es scheint ein Zeitgeistphänomen zu sein, dass Eltern immer fahrlässiger werden“, sagte der Rathauschef. Da tröste es ihn nicht, dass sich die Fälle von Maßkrug-Klau halbiert hätten. Aufmerksame Ordner vor den Zelten sammelten bisher 65.000 Krüge ein.

Im Fundbüro wurden laut Weishäupl 2100 verlorene Gegenstände abgegeben, im Vorjahr waren es 1500. Vor allem Kleidungsstücke stapelten sich. Die obligatorische Zahnprothese sei noch nicht dabei gewesen, dafür warte immer noch ein Rauhaardackel auf seinen Besitzer, sagte Weishäupl. Ihr zufolge stieg der Stromverbrauch wegen der kalten Temperaturen um fast zwölf Prozent an.

Die Polizei zählte bislang 1017 Einsätze, eine Steigerung von zehn Prozent. Dies sei vor allem auf verschärfte Kontrollen zurückzuführen, hieß es. Bei den bekannt gewordenen Straftaten wurde mit 748 Delikten ein deutliches Plus registriert (2007: 532). Einen Fall von versuchter Tötung gab es am Freitag, als ein Serbe einem Inder eine zehn Zentimeter lange Schnittwunde am Hals zufügte.

321 Besucher mussten laut BRK wegen ihres Alkoholkonsums ärztlich überwacht waren, im Vorjahr waren es zur Halbzeit 300. Insgesamt wurden mit 3117 Patienten ein Fünftel weniger als im Vorjahr registriert.

Am Samstag war die Feuerwehr mit etwa 80 Mann auf der Wiesn im Einsatz. Wegen einer Panne blieb die Achterbahn auf rund 30 Metern Höhe stehen. Offenbar war ein Motor heiß gelaufen und der Sicherheitsmechanismus ausgelöst worden. 20 Fahrgäste konnten von den Achterbahn-Betreibern über einen Rettungsweg nach unten geführt werden. Vier Menschen wurden über eine Hubrettungsbühne der Feuerwehr auf den Boden gebracht. Verletzt wurde niemand.

Ude zufolge wurde die Wiesn vom Wahlkampf weitgehend verschont. Am Wahlabend werde aber der eine oder andere auf dem Oktoberfest sicherlich etwas feiern – „eher der andere“, scherzte Ude. (ddp)

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