Wiesn: „Ein Attentat ist so nicht machbar“
MÜNCHEN - Terroristen bringen die Wiesn in ihre Gewalt. Ein fiktives Horrorszenario, das jetzt für Wirbel sorgt. Der Autor Christoph Scholder im AZ- Interview über seinen Thriller „Oktoberfest“ und die Kritik daran.
Terroristen bringen die Wiesn in ihre Gewalt – das ist das Szenario, das Autor Christoph Scholder in seinem ersten Roman beschreibt. Das Buch, das 30 Jahre nach dem echten Wiesn-Attentat herauskommt, polarisiert. Kritik kam bereits von KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle und Wiesn-Wirt Toni Roiderer (AZ berichtete). Auch bei den AZ-Lesern ruft der Thriller gemischte Gefühle hervor. „Dieses Buch ist doch nur wieder der Versuch, Geld mit der Wiesn zu machen auf Kosten der Menschen, die sich dort amüsieren wollen“, schreibt zum Beispiel ein Leser auf abendzeitung.de. Im AZ-Interview spricht Autor Scholder über sein Buch.
AZ: Sie haben vier Jahre an einem Schreckens-Szenario gefeilt, das auf der Wiesn spielt. Gehen Sie selbst noch ohne Sorge aufs Oktoberfest?
CHRISTOPH SCHOLDER: Ich gehe gerne auf die Wiesn und auch ohne ein mulmiges Gefühl. Leider ist es inzwischen sehr voll – vor zehn Jahren war es noch gemütlicher.
Halten Sie einen Anschlag, wie Sie ihn beschrieben haben, tatsächlich für möglich?
Mein Thriller ist Fiktion. Ich bin sicher, dass ein Attentat so nicht machbar ist. Bei meinen Recherchen habe ich mich mit den realen Sicherheitsvorkehrungen auf der Wiesn beschäftigt. Deshalb weiß ich: Die Terroristen würden so, wie ich das beschreibe, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht durchkommen.
Einige finden es „pietätlos“, dass Ihr Thriller heuer erscheint, wo sich das Wiesn-Attentat zum 30. Mal jährt.
Den Zeitpunkt der Veröffentlichung bestimmt der Verlag. Klar ist aber: Ich möchte das Buch nicht in Verbindung gebracht wissen mit dem Attentat vor 30 Jahren. Es ist eine Phantasiegeschichte.
Aber Sie spielen mit den Ängsten der Wiesn-Besucher.
Das ist ja die Kunst eines Thriller-Autors. Viele Autoren haben in ihren Büchern schon gewaltige Katastrophen ersonnen. Warum sollte ausgerechnet das Oktoberfest tabu sein? Die Leute können da schon unterscheiden, was real ist und was Fiktion.
Setzt Ihnen die Kritik zu?
Das Buch ist in meinen Augen nicht pietätlos. Wenn jemand, der das Buch nach eigenen Angaben nicht gelesen hat, sich so äußert, dann geht die Kritik ins Leere. Im Gegenteil: Man kann das Buch auch als Anklage gegen Krieg und Gewalt verstehen. Jedes reale Opfer von Gewalt ist eines zu viel.
Der Chef-Terrorist in Ihrem Buch heißt Oleg Blochin - wie der Fußballer. Warum?
Ich finde, der Name klingt schön. Der Leser hat zwar diesen Wiedererkennungseffekt, aber mit dem realen Blochin hat das nichts zu tun. Das ganze Buch hat mit realen Vorgängen nichts zu tun. Int.: lj