Wiesn: Camper in tödlicher Gefahr

Wiesn-Touristen wollen entlang der Gleise nach zu einem populären Campingplatz in Obermenzing gehen – eine Abkürzung, die ein Australier schon mit dem Leben bezahlen musste.
von  Abendzeitung
Aus dem Gleis geraten ist der Nachtexpress Wien - Berlin
Aus dem Gleis geraten ist der Nachtexpress Wien - Berlin © dpa

Wiesn-Touristen wollen entlang der Gleise nach zu einem populären Campingplatz in Obermenzing gehen – eine Abkürzung, die ein Australier schon mit dem Leben bezahlen musste.

MÜNCHEN Eine Auszeit wollten sie sich nehmen und mal wieder Bier und Party im Überfluss genießen. Für einen Zwei-Tages-Trip war Darren Duggan (†38) mit seiner Frau Elizabeth (27) zur Wiesn gereist. Der Blitzbesuch der beiden Australier beim „Beer Festival“ sollte ein angenehmer Kontrast sein zum konservativen Abu Dhabi, dem Wohnort des Paares. Doch der Trip endete in einer Tragödie. Am Montagnacht um 1.20 Uhr starb der Lehrer im Gleisbett der S2 Richtung nahe Laim. Ein Zug hatte ihn mit 100 Stundenkilometern überrollt.

Zusammen mit einem Neuseeländer wollte der Vater einer 14-jährigen Tochter zum Campingplatz in Obermenzing wandern (AZ berichtete). Dort wartete bereits Ehefrau Elizabeth. Doch Darren sollte nie ankommen. Die direkte Route entlang der Gleise – sie führt direkt in den Tod.

„Personen auf den Gleisen“ – diese Durchsage tönte nicht nur am Montagnacht durch die S-Bahnen im westlichen Bereich der Stammstrecke. Während der Wiesn kommt es dort immer wieder zu Unfällen, Störungen und Verspätungen. Auch nach Duggans Tod spürte die Polizei dort Wiesnbesuchern nach, die wohl eine Stunde zum rund sechs Kilometer entfernten Campingplatz in Obermenzing wandern wollten.

„Ein Schwerpunkt der Überwachungsarbeit“ soll von nun an die gefährliche Strecke sein, erklärt Polizeisprecher Berti Habelt. Schon fünf Mal sei man ausgerückt, um die Gleise nach Personen abzusuchen. Anwohner und Zugführer hatten die Gleiswanderer in Todesgefahr entdeckt.

Doch warum wagen sich Wiesnbesucher überhaupt auf diese Strecke? „Wir erklären den Gästen immer, wie sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Wiesn kommen“, heißt es beim Campingplatz in Obermenzing. Zudem gibt es einen Shuttlebus, der Camper zur S-Bahnhaltestelle Untermenzing chauffiert. Ob die Campingbetreiber nach Darren Duggans Tod die wenig ortskundigen Gäste auch über die Gefahren des Heimwegs auf den Gleisen aufklären werden? Dazu wollten die Betreiber des Platzes nicht Stellung nehmen.

R. Keck

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