Wiesn: Brauereien schenken gemeinsames Bier aus

MÜNCHEN - Die sechs großen Münchner Brauereien schenken auf der Jubiläumswiesn erstmals ein gemeinsames Bier aus. Dafür müssen die Brauer einen Eid schwören - doch trotzdem sinkt der Bier-Absatz.
Aus dem Wasser auf den Wagen: Maria Newrzella muss sich an ihr neues Element noch gewöhnen. Die 16-jährige Tochter von Festringchef Manfred Newrzella wurde gestern als neues Münchner Kindl vorgestellt. Maria liebt das Wasser, segelt und hat ein Praktikum als Schwimmlehrerin gemacht. Die Armmuskeln wird sie zum Maßkrugstemmen brauchen können. Besonders heuer zum Jubiläum 200 Jahre Wiesn.
Für so einen runden Geburtstag arbeiten sogar die sechs Münchner Brauereien zusammen: Sie haben ein Wiesnbier gebraut, das dem Original von 1810 nahe kommen soll – „allerdings mit einem modernen Reinheitsgebot“, wie Jörg Lehmann von Spaten sagt. Dunkler als ein Helles wird es sein, dazu süffig mit einer Stammwürze von 13,8 Prozent. Zu kaufen gibt es die Maß nur auf der diesjährigen Wiesn und nur im historischen Festzelt von Wirt Toni Winklhofer im Südteil der Theresienwiese. Den genauen Maßpreis wollten die Brauer gestern nicht verraten. Nach AZ-Informationen soll er aber über dem Durchschnittswert von 8,65 Euro liegen. Dafür fließt es aus dem Holzfass in Keferloher – in Flaschen gibt es das Spezial-Bräu nicht zu kaufen.
Wie es schmeckt, bleibt bis kurz vor der Wiesn ein Geheimnis. Nicht mal die Brauereichefs durften bislang probieren – und auch sonst gelten Sicherheitsauflagen: Bereits am kommenden Samstag, 19. Juni, müssen die Brauer einen Geheimhaltungseid beim Münchner Brauertag schwören: Nie wieder werden sie das 200-Jahre-Bier brauen. Das Rezept wird verplombt und kommt ins Biermuseum. Verdursten muss am Brauertag aber niemand: Ab 11.30Uhr schenken die Brauereien auf dem Viktualienmarkt 2800 Liter Freibier aus.
Der Brauertag, die Jubiläums-Wiesn und nicht zuletzt die Fußball-WM könnte den Brauern somit ein Sommermärchen bescheren. Bislang geht der Bierkonsum in Deutschland aber weiter zurück. 99 Millionen Hektoliter Münchner Bier wurden im vergangenen Jahr ausgeschenkt – ein Minus von über fünf Prozent. „Wir sind natürlich nicht sehr glücklich darüber“, sagt Paulaner- und Hacker-Chef Andreas Steinfatt, der auch Vorsitzender der Münchner Brauereien ist.
Ihr Plus von zwei Prozent verdanken Augustiner, Paulaner-Hacker-Pschorr, Hofbräu und InBev (Franziskaner-Spaten-Löwenbräu) dem guten Weißbierabsatz im Ausland. Jetzt hängt viel an der Nationalelf. „Wenn sie weiter so spielt, sind wir positiv gestimmt“, sagt Steinfatt. Denn dann fließt das Bier beim Public Viewing. A. K. Koophamel