Wiesn-Betrug über die Website der Stadt
MÜNCHEN - Sie hatten sich das alles so schön vorgestellt: Ein Ehepaar kaufte für den 41. Hochzeitstag eine Reservierung für das Oktoberfest – und saß einem Betrüger auf.
Sie wollten das Wochenende in München verbringen, am Montag auf die Wiesn gehen – und dort mit der einen oder anderen Maß auf ihr Ehe-Jubiläum anstoßen. Doch dann fielen Elke und Horst Hanke ausgerechnet an ihrem 41. Hochzeitstag auf die Ticketbörse herein, über die auch schon amerikanische Wiesn-Gäste in Käfers Wiesnschänke um 8000 Euro geprellt wurden. „So eine Abzocke haben wir noch nie erlebt“, sagt die Schleswig-Holsteinerin.
Bereits Ende August hatten die Eheleute auf www.muenchen.de, der offiziellen Internetseite der Stadt, nach freien Wiesn-Tischen gesucht. Nach kurzer Suche fiel Elke Hankes Blick auf eine Werbeanzeige, die die Ticketbörse „Seatwave“ auf der Website geschaltet hatte. Dort erstanden die Nordlichter schließlich zwei Tickets zum Preis von 150 Euro. Zusammen mit der Bearbeitungsgebühr von 26,78 Euro und 9 Euro Porto sollte Hankes 185,78 Euro für die Plätze, inklusive vier Bier und zwei Hendl bezahlen: „Ich habe den Betrag sofort überwiesen“, sagt Elke Hanke: „Es sollte ein Geschenk an meinen Mann werden.“
Da die Gutscheine erst fünf Tage vor der Reservierung zugeschickt werden sollten, vereinbarten die Hankes mit dem Ticket-Anbieter „Seatwave“, dass die Karten direkt ins Hotel geschickt werden sollten. „Doch da kamen sie nicht an.“ Auch im Schottenhamel-Zelt wusste niemand von der Reservierung. Hanke schimpft: „Wir wurden reingelegt!“
Derartige Methoden sind den Wiesn-Wirten seit langem ein Dorn im Auge. Bereits mehrfach hat Richard Seifert, Syndikus der Wiesn-Wirte, deshalb die Internetplattform mit Sitz in Hamburg darauf hingewiesen, dass der Weiterverkauf von Reservierungen nicht zulässig ist. „Seatwave“ beruft sich allerdings darauf, dass sie lediglich vermittelnd tätig wird: „Wir betrachten die Geschäftspraxis der Firma dennoch als Beihilfe zu Wucherpreisen“, so Seifert.
Von der Internet-Seite der Stadt wurde die Werbeanzeige mittlerweile entfernt: „Sie war nur kurzzeitig darauf und wurde geblockt“, sagte eine Mitarbeiterin der Betreibergesellschaft Portal München Betriebs-GmbH.
Und die Hankes? Denen gab Michael Schottenhamel im Zelt einen aus. „Sie sollten schließlich einen schönen Hochzeitstag haben“, sagt er.
Daniel Aschoff
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