Wiesn-Bedienungen: „Das ist sehr gutes Geld“
„Wir verdienen keine 15000 Euro“, sagen viele Wiesn-Bedienungen. Die AZ hat mit einigen Kellnern und Kellnerinnen ihren Verdienst einfach mal durchgerechnet.
MÜNCHEN Die Aufregung bei den Wiesn-Bedienungen ist riesig: 15000 Euro sollen manche von ihnen verdienen, berichtete die AZ. Was stimmt, aber eben nur bei einem kleinen Teil: „Das trifft nur auf etwa fünf Prozent aller Bedienungen zu“, sagt Walter Straubinger, Kellner aus dem Schottenhamel-Biergarten. „Die meisten von uns verdienen im Schnitt 5200 Euro.“
Diese Summe errechnet sich seiner Meinung nach so: „Etwa 100 Maß verkauft ein Kellner pro Werktag in seinem Bereich. An einem guten Wochenende können es bis zu 300 Maß täglich sein. Somit kommt ein Kellner auf 2900 Maß, an elf Werktagen und drei Wochenenden. An einem Bier verdient die Bedienung knapp einen Euro, dazu kommt das Trinkgeld, das zwischen 50 Cent und einem Euro variiert. Im Schnitt liegt der Verdienst damit etwas über 5000 Euro.“
Auch Reiner Burkhardt von der Ochsenbraterei sagt: „15000 Euro sind zu hoch, ich verdiene nicht einmal die Hälfte.“ Hinzu kommt, dass einige Kellner Besteck oder Kleidung zahlen müssen. „Und wenn mir das Hendl runterfliegt, dann muss ich selbst dafür aufkommen“, sagt Burkhardt.
Den kleinsten Teil des Wiesn-Verdienstes macht laut einer Schottenhamel-Kellnerin das Trinkgeld aus: Es belaufe sich auf 30 Prozent. Gering sei das Trinkgeld vor allem am zweiten Wochenende, wenn die Italiener kommen. „Die lassen sich auf den Cent rausgeben“, sagt Kellner Straubinger. „Wer von Summen wie 15000 Euro spricht, erzeugt nur Neid bei den Gästen. Jetzt bricht uns noch mehr Trinkgeld weg.“
Für einige Bedienungen ist das hart. Sie verdienen sich auf der Wiesn ihr Geld fürs Studium. „Die meisten haben aber einen richtigen Job, da ist die Wiesn nur ein Finanzspritzchen“, sagt ein anderer Kellner vom Schottenhamel. Doch auch dieses Zubrot liege nicht im fünfstelligen Bereich: „Über 10000 Euro gibt es nur in den Promiboxen mancher Zelte“, sagt der Kellner – seinen Namen nennen oder sich fotografieren lassen, will er nicht. „Nein, ich möchte nicht, dass jeder weiß, wie viel ich verdiene.“ Dafür räumt er mit einem Vorurteil auf: In großen Zelten, so sagte er, wird nicht mehr verdient als in kleinen. „Im Schnitt hat ein Kellner vier Tische mit zehn Personen. Egal ob draußen oder im Zelt“.
Anders die HB-Bedienungen: Hier verdient eine Kellnerin im Biergarten im Schnitt 5500 Euro. „Im Zelt ist der Verdienst deutlich besser. An reservierten Tischen essen und trinken die Leute mehr, draußen weniger.“
In einem sind sich alle einig. „Es ist ein Knochenjob, aber für zwei Wochen ist das sehr gutes Geld.“A. K. Koophamel
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