Wiesn 2010: Feiern in der Festung

Jetzt hat der Stadtrat beschlossen: Die Wiesn 2010 wird auch heuer wieder mit drei Sperrgürteln gesichert – der Bavariaring wird wieder autofrei und Blumenkübel sollen als Barriere dienen
von  Abendzeitung
Tausende Menschen feiern ausgelassen im Bierzelt, keiner denkt an eine Bedrohung – doch in einem neuen Roman endet die Wiesn in einer Katastrophe
Tausende Menschen feiern ausgelassen im Bierzelt, keiner denkt an eine Bedrohung – doch in einem neuen Roman endet die Wiesn in einer Katastrophe © dpa

MÜNCHEN - Jetzt hat der Stadtrat beschlossen: Die Wiesn 2010 wird auch heuer wieder mit drei Sperrgürteln gesichert – der Bavariaring wird wieder autofrei und Blumenkübel sollen als Barriere dienen

Das Oktoberfest in Zeiten der Terrorgefahr: Schon im vergangenen Jahr war ein mehrfach gesicherter Sperrgürtel um die Theresienwiese herum errichtet worden – zum ersten Mal in der Geschichte des weltgrößten Volksfestes. Und auch heuer sollen potenzielle Attentäter durch drei Sperr-Ringe fernhalten werden (AZ berichtete). Das hat der Stadtrat gestern beschlossen. Die Wiesn bleibt also eine Festung.

Die Diskussion zum Sicherheitskonzept wollte das Gremium nicht öffentlich führen. Man besprach das heikle Thema lieber hinter verschlossenen Türen. Das Ergebnis: Die Vorschläge des Kreisverwaltungsreferats wurden einstimmig angenommen.

Wie soll verhindert werden, dass ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug bis zur Wiesn gelangt? Vorgesehen ist eine dreifache Sicherung (siehe Grafik). Der innere Sperr-Ring betrifft die direkten Zufahrten zur Theresienwiese. Für die Installation spezieller versenkbarer „Hochsicherheitspoller“ reicht die Zeit nicht mehr – in 149 Tagen ist Anstich. Die Poller könnten aber bis zur Wiesn 2011 realisiert werden. Der Stadtrat will demnächst darüber beraten.

Beim kommenden Oktoberfest sind nochmals provisorische Ersatzlösungen im Einsatz – in Form von Betonblöcken, Fahrzeugen, Pflanztrögen und so weiter. Blumen gegen Bomben.

Ein Ingenieurbüro ist damit beauftragt worden, technische Varianten zu erarbeiten, wie im Falle einer „akuten Bedrohungslage“ die verbleibenden Rettungswegdurchfahrten blockiert werden können – und zwar binnen 30 Sekunden. Wird keine technische Lösung gefunden, sollen Eindringlinge gegebenenfalls mit Fahrzeugen an der Durchfahrt gehindert werden. Auch wenn dadurch laut KVR ein „ähnlich martialischer“ Eindruck entsteht wie 2009.

Bavariaring und Theresienhöhe sind während der Wiesn gesperrt, dort darf auch nicht geparkt werden. Anlieger können eine Zufahrtserlaubnis beantragen. Auch die Taxler sollen verbannt und deren Standplätze verlegt werden – wobei dazu noch Gespräche geführt werden. Der äußere Sperr-Ring beginnt schon an der Lindwurmstraße. Von hier ziehen sich die Vorsperren über die Herzog-Heinrich-, Schwanthaler- und Gollierstraße bis zum Alte Messe Platz.

„Die Öffentlichkeit muss keine Angst haben“, sagte KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle nach der Stadtrats-Sitzung. Die Polizei gehe von einer „abstrakten Gefahr“ aus, konkrete Hinweise habe sie nicht. 2009 hatten Extremisten Drohungen im Internet veröffentlicht. Deshalb wurde die Wiesn abgeriegelt. Damals wurden auch quer gestellte Müllfahrzeuge als Blockaden eingesetzt. Heuer sollen die Sperrungen laut Blume-Beyerle „schöner“ werden.

Bleibt die Frage, womit die Pflanztröge, die Attentäter abhalten sollen, begrünt werden. „Besonders robuste Pflanzen“ sollten es schon sein, flachst der KVR-Chef. „Vielleicht Disteln“.Julia Lenders

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.