Wieder Hunderttausende in München gegen rechts: Mehr als ein gutes Gefühl
München - Die einen fühlten sich nicht genug eingeladen, den anderen gefiel der teils raue Ton nicht. Alt-OB Christian Ude kritisierte, die Riesen-Demo vor drei Wochen sei von radikalen Linken "gekapert" worden. Ein bisserl absurd muteten die Debatten allesamt an. Natürlich soll und muss diskutiert werden, mit wem man auf die Straße geht und wer hinter den Bündnissen steht – und benannt werden, dass etwa antisemitische Gruppen nicht willkommen sind.
Aber nie hat irgendwer ernsthaft die These aufgestellt, Hunderttausende von Münchnern seien für Umsturz und Revolte auf der Straße. Am Kern der aktuellen Münchner Demo-Welle also führen die Diskussionen total vorbei.
Die Demonstrationen in München zeigen, dass die Menschen eine weltoffene Stadt wollen
Das Wichtige, das Besondere, das Beeindruckende in diesen Wochen ist doch etwas anderes – und das ist auch das Signal, das die Münchner an die Parteien senden, die oft den Rechten hinterherhecheln. Wer hätte vor ein paar Monaten ernsthaft geglaubt, dass binnen weniger Tage zwei Mal eine sechsstellige Zahl von Münchnern in die Stadt strömen würde, um zu demonstrieren?
Viele, viele sehr verschiedene Menschen wollen eine liberale, eine weltoffene Gesellschaft, eine liberale und weltoffene Stadt. Das ist es, was sie verbindet. Da muss man nicht mit jedem Zwischenton zufrieden sein, man muss ihn aber auch nicht über Gebühr betonen. Was für den Moment zählt, ist das Symbol – und das Gefühl, das viele Münchner gerade begeistert.
Ja, wir sind viele – auch (oder gerade?) in dieser reichen, satten Stadt. Und das ist eben mehr als ein Gefühl, es ist ein Zeichen an die Parteipolitik. Zumindest in dieser Stadt sind diejenigen, die die ganz einfachen Antworten suchen, eben keine schweigende Mehrheit. Die anderen, die Weltoffenen, sind mehr. Und sie schweigen nicht mehr.
- Themen:
- Christian Ude
- München