Wieder geöffnet: Erfahrungsbericht von Lippert’s Friseure

Die Friseure haben wieder geöffnet. Durchdrehende Männer, weinende Frauen, die große Erleichterung – ein Erfahrungsbericht.
von  Kimberly Hagen
Die Chefinnen: Natalie und Maxyne Lippert (r.) von Lippert’s Friseure.
Die Chefinnen: Natalie und Maxyne Lippert (r.) von Lippert’s Friseure. © privat

München - Die vergangenen sechs Wochen hatte ihr Friseursalon, wie alle anderen deutschlandweit, geschlossen – doch das Telefon stand nicht still. Selbst nachts wählten viele Münchner die Reservierungshotline und wollten unbedingt einen Termin haben. Natalie und Maxyne Lippert, Chefinnen von Lippert's Friseure am Lenbachplatz, zur AZ: "Viele Frauen mit Ansatzproblemen haben geweint, aber überraschenderweise sind noch mehr Männer durchgedreht, haben geschimpft, weil ihre Haare so lang und störend sind und wollten, dass wir früher aufsperren." Das ging natürlich nicht. Dafür war es jetzt am Montag so weit.

Friseure geöffnet: "Die Nachfrage ist gigantisch"

Statt montags um zwölf Uhr öffneten die Schwestern ihren Salon schon um acht Uhr morgens. "Die Nachfrage ist gigantisch", sagen sie. "Die Freude der ersten Kunden war enorm – aber auch der Redebedarf. Obwohl weniger als die Hälfte an Kunden da ist, ist es viel lauter als sonst. Schade, dass wir niemanden in den Arm nehmen dürfen, viele Kunden wurden richtig emotional, als sie unseren Laden betreten haben."

Andere mussten sich erstmal umschauen, schließlich hat sich im Geschäft optisch viel verändert. Der Empfangsbereich ist komplett hinter Glas, "wie in einer Bankfiliale", meint Natalie Lippert. Die Sofas im Wartebereich sind gesperrt, jeder zweite Sitzplatz ebenfalls. Alle Mitarbeiter tragen Handschuhe und einen Mund-Nasen-Schutz aus Baumwolle, weil es sich in dem länger am Stück arbeiten lässt – "als mit den Einwegmasken, die schneller durchfeuchtet sind", so die erste Erfahrung der Chefinnen. Pflicht ist es jetzt auch, bei jedem Kunden die Haare zu waschen. Zwei Mitarbeiter hatten vor ihrem ersten Arbeitstag Angst vor einer möglichen Ansteckung. Die Lippert-Schwestern konnten sie beruhigen.

Die Chefinnen: Natalie und Maxyne Lippert (r.) von Lippert’s Friseure.
Die Chefinnen: Natalie und Maxyne Lippert (r.) von Lippert’s Friseure. © privat

Wie schaut es wirtschaftlich aus? Maxyne Lippert: "Der Lockdown war natürlich hart. Pro Kunde verlangen wir drei Euro mehr, wofür zum Glück alle Verständnis zeigen. Trotzdem werden wir pro Woche sicher 5.000 Euro weniger verdienen als früher. Aber wir sind heilfroh, dass wir überhaupt wieder arbeiten dürfen."


Corona-Frisur im Vorher-Nachher-Vergleich

Wahnsinn, was am Montag bei Friseur Marcello Steck (44) und seinem Geschäftspartner Dave Mahony in der Lindwurmstraße los war. Kein Wunder: Nach den Friseur-losen Wochen durften die Münchner endlich wieder zum Haareschneiden. Entsprechend riesig war der Andrang.

Einer der ersten Kunden bei Steck war Finanzplaner Leo, dessen Haaren man die Corona-Zeit doch schon ein bisserl ansah. "Eigentlich wollte ich im April zum Haare schneiden", sagte er davor zur AZ. Nun müsse er dringend kürzen lassen.

Leo vor seinem Friseur-Besuch.
Leo vor seinem Friseur-Besuch. © Daniel von Loeper

So kam es dann auch. Leo hinterher: "Ich bin glücklich, fühle mich leichter." So fühle er sich gepflegter. Das freut auch Friseur Marcello Steck. "Schön, dass es wieder vorangeht", sagte er.

Leo nach seinem Haarschnitt.
Leo nach seinem Haarschnitt. © Daniel von Loeper

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