Wieder Ekel-Klos an Münchner Schule!
Schüler und Eltern weisen in der AZ auf immer mehr Hygiene-Mängel hin. Selbst das renommierte Gymnasium, in dem einst Ludwig Spaenle Abitur machte, wird als „eklig und marode“ beschrieben.
München - Ludwig Thoma, Carl Spitzweg, Klaus und Golo Mann, Konstantin Wecker, Julian Nida-Rümelin, Roland Berger – es sind bekannte Namen, mit denen sich das Wilhelmsgymnasium im Lehel schmückt: Sie alle gingen hier zur Schule. 1980 machte auch Ludwig Spaenle hier Abitur.
Heute ist Spaenle Bayerns Minister für Kultus und Unterricht. Seine frühere Schule in der Tierschstraße 46 dürfte ihn stolz machen: Sie liegt seit Jahren bei Pisa-Tests weit vorn. In anderer Hinsicht ist die Premium-Penne aber alles andere als ein Vorzeigeobjekt.
Die AZ, die seit Tagen Hygiene-Missstände in Münchner Schulen aufdeckt und seither immer mehr Zuschriften von Schülern und besorgten Eltern erhält, weiß um die Mängel des Gymnasiums.
„Die Klos: insgesamt eklig und marode“, so hat der Elternbeirat die Situation bereits 2008 in einem Bericht beschrieben. „Seitdem hat sich nichts an der Situation geändert“, sagt Elternbeirats-Vize Mark Schöllkopf jetzt.
In vielen Schüler- und Lehrer-WCs gibt es laut Elternbeirat keine Bürstenhalterungen, kein Papier, keine Klobrillen. Die Toiletten seien „insgesamt veraltet und hässlich“, es fehlen Seifen-, Handtuch-, und Klorollenspender. In einem Damen-WC stehe ein „Spind mit faulender Sperrholzwand“, Waschbecken und Heizungen seien „verrottet“. Gesamteindruck: „Insgesamt trostlos.“
Der Elternbeirat drängt die Stadt seit Jahren, das zu ändern. Aber: „Wir stoßen auf taube Ohren“, klagt Schöllkopf. Die Schule sei zwar staatlich, Sachaufwandsträger sei aber die Stadt – wovon die Schule leider nichts merke. „Man hat das Gefühl, die Stadt kümmert sich lieber um ihre eigenen Schulen“, sagt Schöllkopf. Bei Reparaturwünschen hätten Bau- und Schulreferat stets nur auf eine anstehende Generalsanierung verwiesen.
„Aber auf die warten wir seit 20 Jahren“, sagt Schöllkopf. Für ihn sind die Zustände „eines humanistischen Gymnasiums und seines Rufs als Leuchtturm der bayerischen Schulen nicht würdig“.
Minister Spaenle weiß um die Probleme: „Das Wilhelmsgymnasium wartet seit Jahren auf die Generalsanierung. Das ist eine nicht schöne Situation, die es in anderen Städten nicht so gibt.“
Vielleicht sind die Toiletten ja ein Fall für den Förderverein. Spaenle ist da übrigens Verwaltungsrat.
Das sagt das Schulreferat: Vier Millionen Euro für WC-Sanierungen.
Alt, eklig, marode: Dutzende Schultoiletten in München bieten ein trauriges Bild, seit Tagen berichtet die AZ über die Ekel-Klos. Und viele Eltern und Schulleiter haben das Gefühl, dass sich trotz regelmäßiger Klagen nichts ändert.
Das Schulreferat will das so nicht stehen lassen: In den vergangenen drei Jahren seien rund vier Millionen Euro in WC-Sanierungen investiert worden. Die rund 6000 Toiletten in Bildungseinrichtungen und Sportanlagen würden regelmäßig überprüft oder saniert. Seife oder Toilettenpapier müssten die Schulen selbst nachliefern, auch für kleinere Reparaturen seien sie zuständig. Das Geld bekommen sie laut der Sprecherin des Schulreferats, Eva Maria Volland, aus dem zwei Millionen Euro fassenden „Kleinen Bauunterhalt“ des Baureferats. Bei 340 öffentlichen Schulen sei der öfters schon vor Jahresende leer, zusätzliche Mittel stünden aber bereit.
Größere Sanierungen muss das Schulreferat durchführen. Gerade hier hakt es aber besonders, klagen viele Eltern und Schulleiter gegenüber der AZ – so wartet das Wilhelmsgymnasium seit mehr als zehn Jahren auf eine umfassende Sanierung. Oftmals wolle das Schulreferat marode Klos nur im Rahmen einer Generalsanierung der gesamten Schule erneuern – was wegen der Genehmigungen lange dauert. Laut Volland macht dieses Konzept aber Sinn. „Eine vorgezogene Sanierung der Toiletten würde zusätzlich Geld kosten“, sagt sie auf AZ-Anfrage. „Da muss man einfach um Geduld bitten.“
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