Interview

Wie wahrscheinlich ist eine zweite Corona-Welle in München?

Eine Münchner Virologin über das Risiko einer zweiten Corona-Welle bei uns und Schulöffnungen.
Lisa Marie Albrecht
Lisa Marie Albrecht
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Münchner Virologin Ulrike Protzer sieht einer zweiten Welle entspannt entgegen – wenn die Menschen weiter diszipliniert bleiben.
Sven Hoppe/dpa, ho Die Münchner Virologin Ulrike Protzer sieht einer zweiten Welle entspannt entgegen – wenn die Menschen weiter diszipliniert bleiben.

AZ-Interview mit Ulrike Protzer: Die Medizinerin ist Direktorin des Instituts für Virologie an der TU und am Helmholtz Zentrum München.

AZ: Frau Professor Protzer, im Moment sind die Infektionszahlen mit Sars-CoV-2 auf einem stabilen Niveau. Was müssen wir tun, damit das so bleibt?
ULRIKE PROTZER: Was man an einigen anderen Ländern sieht, ist, dass die Zahlen steigen, wenn die Grundregeln wie Abstand halten, und in Situationen, wo das nicht geht, Mund-Nasenschutz zu tragen, nicht mehr beachtet werden. In Österreich führen etwa einige Bundesländer den Mund-Nasenschutz schon wieder verpflichtend ein. Da muss man sich natürlich fragen: Macht das Sinn? Oder ist es nicht einfacher für alle, diese Pflicht für kritische Situationen etwa in Öffentlichen Verkehrsmitteln beizubehalten?

Wie hoch schätzen sie das Risiko einer zweiten Infektionswelle in Deutschland ein?
Man sieht einen Anstieg der Fälle immer da, wo die Leute zu unvorsichtig geworden sind. Solange wir die genannten Grundregeln weiterhin beachten, habe ich keine große Angst vor einer zweiten Welle.

Virologen: Aktivitäten an der frischen Luft unproblematisch

Auch, wenn jetzt immer mehr Leute in die Biergärten und an die Isar strömen?
Bei allem, was draußen passiert, bin ich ziemlich entspannt. Was mir viel mehr Sorgen bereitet sind die Innenräume. Wenn größere Veranstaltungen drinnen wieder erlaubt sind oder Clubs wieder öffnen, steigt das Risiko. Momentan ist das Infektionsgeschehen sehr gering, aber wir erwarten, dass im Herbst wieder mehr Infektionen kommen – das betrifft ja nicht nur Corona, sondern einen generellen Anstieg von Atemwegserkrankungen ab Oktober und Influenza-Wellen ab Dezember.

Wie kann man dem begegnen?
Wichtig ist, dann nicht in Panik zu verfallen und sofort einen neuen Lockdown anzuordnen, sondern sich schon jetzt Konzepte zu überlegen, wie man damit umgeht. Es wäre etwa sinnvoll, in öffentlichen Räumen Lüftungsanlagen zu kontrollieren und zu überprüfen, ob sie mit Filtern ausgestattet sind.

Schulöffnungen nach den Sommerferien? Vertretbar

Ist es vertretbar, die Schulen nach den Sommerferien wieder komplett zu öffnen?
Ich halte das für vertretbar und auch für sinnvoll. Aber dafür braucht es gute Hygienekonzepte, und es ist höchste Zeit, diese Konzepte jetzt zu entwickeln. Jede Schule braucht einen Hygienebeauftragten. Wichtig ist, dass man nicht gleich eine ganze Schule schließen muss, nur weil es dort ein oder zwei Fälle gibt. Denn man darf sich nicht vormachen, dass es keine Infektionen geben wird. Das wird passieren. Wichtig ist dann, dass man nachvollziehen kann, welche Kinder mit den Infizierten Kontakt hatten und diese dann 14 Tage nach Hause schicken kann, ohne gleich die ganze Schule schließen zu müssen.

Lesen Sie alle Nachrichten und aktuellen Infos zum Coronavirus in München und Bayern in unserem Newsblog!

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.