Wie Strauß in der Walhalla zum Schreckgespenst wird

MÜNCHEN - FJS zwischen Heine und Sophie Scholl? Dagegen laufen die Grünen Sturm
Franz Josef Strauß ist wieder en vogue. Ob auf dem Nockherberg oder in der CSU. Parteichef Horst Seehofer huldigt dem schwarzen Säulenheiligen, er sei ein „Genie“. In der Walhalla, dem „Ruhmestempel- der Teutschen“, möchte er FJS ein Denkmal setzen. Zwischen 130 Dichtern, Denkern, Erfindern und Widerstandskämpfern – von Heinrich Heine bis Sophie Scholl. Vier Plätze sind dort noch zu vergeben.
Strauß in der Walhalla? Dagegen laufen die Grünen Sturm. Ihr Landtagsabgeordneter Sepp Dürr: „Ich möchte das Denkmal Franz Josef Strauß mit Dreck bewerfen, den er selber produziert hat.“
Erst 20 Jahre nach dem Tod darf ein verdienter Deutscher für den Ruhmestempel an der Donau bei Regensburg vorgeschlagen werden. Strauß’ Todestag jährte sich gerade zum 22. Mal. Schon im Juni 2008 hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) beantragt, FJS in der Walhalla aufzunehmen. Wer bei der hochkarätigen Gesellschaft einzieht, entscheidet die Staatsregierung. Rund 120 Persönlichkeiten stehen derzeit auf einer Vorschlagsliste.
Zuletzt war nach jahrelanger Diskussion zu Beginn der Sommerferien als 130. Büste ein Abbild des Dichters Heinrich Heine aufgestellt worden. Bei seiner Ehrung sagte Seehofer: Keiner aus der jüngeren Garde der bayerischen Ministerpräsidenten habe die Geistesgröße für diesen Ort, ausgenommen Franz Josef Strauß.
Die Grünen reagierten prompt. Dürr stellte bei der Staatsregierung eine schriftliche Anfrage zu fast allen Vorwürfen gegen Franz Josef Strauß. Die bat für die Beantwortung erst um Fristverlängerung und ließ dann die Grünen abblitzen: Die Amtszeit von Strauß habe mit seinem Tod 1988 geendet. Von „einer Durchsicht aller in Betracht kommenden damaligen Vorgänge“ sei unter diesen Umständen abgesehen worden, „da sie einen unvertretbaren Arbeitsaufwand verursachen würden“. Dürr empört: „Offensichtlich lebt Strauß nach wie vor.“ Angela Böhm